Die Stadtilmer Brauerei, die bedeutendste des Landes, stellt jährlich 8 – 10.000 Eimer her; vom September bis März werden täglich gegen 40 Eimer Lagerbier gebraut, von dem fast zwei Drittheile zur Ausfuhr kommen. (Quelle: Berthold Sigismund, Landeskunde des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt, 1862)
Das Maß „Eimer“ war früher auch ein Volumenmaß (ca. 64 Liter): 1 Eimer = 60 Maß = 64 Liter, wobei die Mengen regional abwichen.
Von der Stadtilmer Bierbraukunst ist leider nicht viel Information überliefert. Aus einer Ratsrechnung von 1475 geht hervor, daß das Stadtilmer Bier nach Arnstadt, Naumburg, Einbeck und anderen Orten geliefert wird.
In der Stadtilmer Chronik sind zum Stadtilmer Bier folgende Geschichten zu lesen:
Das erste gebraute Lagerbier in Stadtilm
Das Stadtilmer Lagerbier war früher berühmt und wurde weit versandt. Der Erste, der uns diesen köstlichen Stoff lieferte, war der Zeug- und Raschmacher Ernst Andreas Klein, geboren den 15. Dezember 1777 zu Stadtilm. Er war ein schlichter, etwas abergläubischer Mann von langer hagerer Gestalt.
Lagerbier ist eine historische Qualitäts-Bezeichnung. So nannte man früher die Biere, die drei oder vier Monate, manchmal auch länger, im Keller lagerten und ausreiften , bevor man sie ausschenkte.
Er vertauschte sein Wohnhaus im Jahre 1824 gegen den Gasthof „Zum halben Mond“ und pachtete den Ratskeller. Die damals gebrauten einfachen Biere hielten sich aber in den schlechten Kellern nicht. Da träumte ihm im Sommer 1827, er habe einen Felsenkeller im „Seichtgraben“, einer wilden Schlucht, 10 Minuten südlich von der Stadt, hole ein Glas goldklaren herrlichen Bieres aus demselben und halte es an das Sonnenlicht. Und so beschloß er denn sofort, dort an einer in der Tat wie von selbst dazu geeigneten Muschelkalkfelsenwand einen Keller einzuschlagen, und erhielt er zu seinem Vorhaben auch die dazu erforderlichen Genehmigungen des Stadtrats.
Ohne Verzug begann er den Einhieb und nach einigen Wochen hatte er den 19 Fuß tiefen Kellerhals und ein Stück Keller trotz Festigkeit und außerordentlicher Härte des Gesteins ohne jede Beihilfe fertig gebracht.
Nach und nach aber ermattete er und sah ein, daß er ohne die Kunst des Sprengens zu kennen, das Werk nicht vollenden könne. Er zog deshalb zwei Bergleute herbei, welche ihn in diese Kunst lehrten und ihm verschiedene andere brauchbare Anweisungen gaben. Nach einiger Zeit wurden die Bergleute wieder entlassen und Klein arbeitete wieder frohgemut allein weiter.
So vollbrachte er das Reformwerk, und am Himmelfahrtsfeste 1828 konnte er das erste Lagerbier in Stadtilm aus dem 60 Fuß tiefen mit festen Steinlagern zum Legen der Fässer versehenen Keller verzapfen.
Dieser Kellerbau war ein sehr glückliches Ereignis für die damals in einer eben nicht günstigen Lage befindliche Stadt. Das Klein’sche Bier bekam einen weiten Ruf, und ließ Klein in den Jahren 1829 und 1830 einen Zweigkeller, 32 Fuß tief anlegen, und 1848 wurde der Keller unter seiner Leitung durch seinen Schwiegersohn Volkmar um 70 Fuß verlängert, so daß jährlich 1000 – 1200 Eimer Lagerbier eingelegt werden konnten.
Nach Klein wurden von dem Stadtrat drei und von Bürgern zwei Keller in der Nähe des Kleinschen angelegt. Klein starb am 22. Februar 1859.
Eine weitere Geschichte aus der Stadtchronik zum Stadtilm Bier:
Das berühmte Stadtilmer Lagerbier
Der Zeug- und Raschmacher Ernst Andreas Klein (* 15.12.1777 in Stadtilm) war Ratskellerpächter und grub, durch einen Traum veranlaßt, einen Felskeller. Er schaffte damit die Möglichkeit zur Lagerbierbrauerei und legte den Grundstein zur Berühmtheit des Stadtilmer Lagerbieres.
Obschon das Stadtilmer Bier bereits im 14. Jahrhundert sich eines guten Rufes erfreute und weit und breit verschickt wurde, so war dieser Ruf dennoch im Anfang des 19. Jahrhunderts gänzlich verloren gegangen.
Der Braumeister Sperber braute zwar die ersten Felskellerbiere, aber erst dem Braumeister Heinrich Seifert aus Achelstädt, der 1838 nach Stadtilm berufen wurde, war es vorbehalten, den alten Ruhm der Stadt in dieser Beziehung glänzender als je wieder herzustellen. Unter seiner Leitung hatte sich die Brauerei hiesiger Stadt zu solcher Höhe geschwungen, daß sie der Commune eine sichere jährliche Einnahme von 1500 Thaler bloß an Bierpfennigen gewährte und Fremde von Nah und Fern herbeigezogen kamen, um sich an unserem Felsenkellerbier zu erquicken. Kenner zogen es selbst den Bayrischen Bieren vor und in Arnstadt, Erfurt, Rudolstadt war es das beliebteste Getränk. Selbst nach Berlin und nach Leipzig wurde es transportiert und war allenthalben gut bekannt. Es zeichnete sich aber auch vor allen Bieren durch seinen Goldglanz und Wohlgeschmack, seine Kraft und dadurch aus, daß es den Magen stärkt und erwärmt, Appetit zum Essen macht und vortrefflich bekommt.
Durch dieses berühmte Bier hatte das Stadtilmer Vogelschießen, dessen 100-jähriges Bestehen im Jahre 1820 gefeiert wurde, außerordentlich an Frequenz gewonnen und ist für die ganze Umgegend ein wahres Volksfest geworden. Tausende von Menschen strömten ihm zu, Straßen und Gasthöfe waren überfüllt und der ganze Platz zwischen Kellerthor und Schießhaus war buchstäblich von Menschen bedeckt.
Zur Förderung der Brauerei hatte der Stadtrath drei Felsenkeller angelegt: zwei zu beiden Seiten des Kleinliebringer Weges im Seiggraben, den dritten am Andreasberg, welchen die Rathswirte benutzten. Der Hirschwirth Bräutigam besaß einen am Döllstedter Berg.
Vom 16. October 1848 bis 10. Mai 1849 sind allein 87 Lagerbiere je zu 40 Eimer á 60 preußische Quart gebraut worden. Das Maas kostete anfangs 1 Silbergroschen, von Himmelfahrt 1849 an 1 Sgr. 1 Pfg., vom Kirschjahrmarkt an 1 Sgr. 2 Pfg. und dann 1 Silbergroschen 6 Pfennig.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 21.Februar 2015 aktualisiert.