Johann Albrecht Gottlieb Methfessel wurde am 6.10.1785 in Stadtilm (in der damaligen Elementarschule) als Sohn des Stadtilmer Kantors Christian Methfessel (aus Straßburg) geboren und in der Schloßkapelle getauft. Die Taufe wurde deshalb dort vorgenommen, weil die Stadtkirche infolge des großen Brandes von 1780 noch nicht wieder genutzt werden konnte. Seine Mutter, die dritte Frau seines Vaters, war die Tochter des Stadtilmer Rasch- und Zeugmachers Gölitz.
Er hatte nur einen Paten, den Stadtilmer Diakonus Johann Albrecht Gottlieb Oberländer, von dem er alle 3 Vornamen bekam.
Albert, so nannte er sich später als Gymnasiast selbst, lernte schon sehr früh bei seinem Vater Orgel- und Klavier spielen.
Mit 15 Jahren ging Albert Methfessel aufs Gymnasium nach Rudolstadt, wo er im Jahre 1806 einen Aufsatz über die Geschichte seiner Vaterstadt schrieb: „Etwas über Manufakturen und Gewerbe in Stadtilm“. 1807 nahm er ein Theologie- und Philologiestudium in Leipzig auf und studierte dort bis 1809.
Bereits 1808 lernten sich Methfessel und Goethe (Johann Wolfgang von Goethe * 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) nicht in Weimar, sondern in Karlsbad kennen, wie aus einer Eintragung Goethes in sein Tagebuch am 22.6. 1808 hervorgeht: „… früh zu Hause und verschiedene Briefe. Hernach bei Frau Eylenberg … kam Methfessel, der sehr hübsch auf der Gitarre spielte…“
Zwei Tage später schrieb er: „… abends Concert des Herrn Methfessel…“
Ab 1809 studierte er zwei Jahre lang auf Kosten der Fürstin von Schwarzburg-Rudolstadt in Dresden bei dem Sänger Francesco Ceccarelli aus Foligno Musik.
Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder!
Böse Menschen haben keine Lieder!Auszug aus dem Lieder- und Commersbuch von Albert Methfessel (4. Auflage), gewidmet der Liedertafel zu Hamburg 1832
Nach seiner Studienzeit ging Methfessel 1811 bis 1822 nach Rudolstadt, um als Kammersänger und Musiklehrer zu dienen.
1816 wäre er beinahe Theaterkapellmeister in Prag geworden, denn Karl Maria von Weber hatte ihn zu seinem Nachfolger empfohlen. Auf vielfaches Bitten seiner Rudolstädter Freunde lehnte Methfessel ab.
Jäger-Marschlied
Hinaus in die Ferne mit lautem Hörnerklang
die Stimmen erhebet zum männlichen Gesang.
Der Freiheit Hauch weht kräftig durch die Welt,
ein freies, frohes Leben uns wohlgefällt.Wir halten zusammen, wie treue Brüder tun
wenn Tod uns umtobet und wenn die Waffen ruh’n.
Uns alle treibt ein reiner, freier Sinn,
nach einem Ziele streben wir alle hin!Der Hauptmann, er lebe! Er geht uns kühn voran
Wir folgen ihm mutig auf blutger Siegesbahn
Er führt uns jetzt zu Kampf und Sieg hinaus
Er führt uns einst, ihr Brüder, ins VaterhausWer wollte wohl zittern vor Tod und Gefahr?
Vor Feigheit und Schande erbleichet unsere Schar
Und wer den Tod im heil’gen Kampfe fand
ruht auch in fremder Erde, im Vaterland!
In seiner Rudolstädter Zeit traf er mehrfach mit Goethe zusammen, wie dessen Tagebucheintragungen beweisen: 14.2.1818 „… Zu Knebel, kam Herr Methfessel aus Rudolstadt …“, 16.2.1818 „… abends zu Frommanns, Musik von Methfessel, große Gesellschaft“, 22.5.1818 „… Fuhr ich zu Frommanns, wo Methfessel Musik vor großer Gesellschaft gab…“
Methfessel muß auch mit Friedrich Schiller zusammengetroffen sein, denn er unterrichtete im Weimar dessen jüngste Tochter in Gesang.
1822 bis 1832 lebte er als Gesang- und Musiklehrer (Musikdirektor) in Hamburg und wurde danach (1832) Hofkapellmeister in Braunschweig.
Am 23.4.1834 heiratete er die Koloratursängerin Louise Emilie Lehmann. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor.
Nach 19jähriger Tätigkeit mußte er sich aus gesundheitlichen Gründen pensionieren lassen. Er hörte schwer und hatte außerdem eine Augenkrankheit.
Im Jahre 1847 oder 1848, als 62-jähriger war Methfessel zum letzten Mal in Stadtilm. Er wurde mit einem Ständchen und einer Abendunterhaltung durch den Gesangverein „Liedertafel“ geehrt, worauf er sie mit der Originalpartitur seiner Erntekantate beschenkte. Auch sein Kommersbuch und andere Kompositionen hat er dem Verein mit eigenhändiger Widmung übersandt.
Am 14. Mai 1854 starb seine Frau.
Zu seinem 80. Geburtstag verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität Jena die Ehrendoktorwürde.
Als Greis verlor er Gehör und Augenlicht.
Sein letztes Lebensjahr verbrachte Methfessel im Pfarrhaus von Heckenbeck, Kreis Gandersheim, bei seiner Tochter Marie, wo er am 23.3.1869 um 1:30 Uhr als 83-jähriger starb. Am 25.3. wurde er auf dem Dorfkirchhof von Heckenbeck begraben.
Auf dem Klusberg bei Gandersheim errichtete man ihm und seinem Freund Hoffmann von Fallersleben (* 2. April 1798 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg; † 19. Januar 1874 in Corvey) zusammen einen Obelisk.
Methfessel schuf etwa 160 Kompositionen. Er hat auch eine Hymne gedichtet und komponiert, die u. U. hätte Nationalhymne werden können, wie Fallerslebens „Deutschland über alles“, nämlich „Das deutsche Banner“.
Am 28. Juni 1885 wurde auf dem Marktplatz mit einem großen Sängerfest, mit 860 auswärtigen Sängern, die 36 Vereinen angehörten, das „Methfesseldenkmal“ feierlich enthüllt und ist noch heute das „Zentrum“ des Marktplatzes. Dieser Artikel wurde zuletzt am 27.Januar 2021 aktualisiert.