Dieser Artikel wurde zuletzt am 26.Februar 2015 aktualisiert.
1900
Die Firma Kühn aus Gräfenroda baute eine neue Turmuhr mit 3 Zifferblättern (vergoldet) in den Südturm der Stadtkirche ein. Es war ein 30-Stundenwerk mit Stundennachschlag. Das Zifferblatt hatte einen Durchmesser von zwei Metern. Der große Zeiger war 1,30 Meter lang. Der Anschaffungspreis betrug 2.535,00 RM.
Der größte Mensch der Welt, der Amerikaner Mr. Lewis Wilkins war im Jahre 1900 in Erfurt im Restaurant Spatenbräu (Anger) zu sehen und zu sprechen. Er hatte eine Länge von 2,45 m.
In der Nacht vom 6. zum 7.9. brannte die der „Gerber-Corporation“ gehörende Lohmühle nieder.
1901
Es wurde in Stadtilm ein „sozialdemokratischer Wahlverein“ gegründet.
Die Gefängnismauer wurde errichtet.
Das Heimatmuseum öffnete erstmals am Donnerstag, dem 5.5. (Himmelfahrtstag), unter der Bezeichnung „Altertumsmuseum“ in der Restauration Hugo Kramer seine Pforten (nach anderen Quellen: Eröffnung am 10. bzw. 11.5.). Gründer war Physikus Dr. med. Sy.
Am 10.11. schlassen sich die Interessenten des Salzlagerabbaues zur „Gewerkschaft Schwarzburger Salinen“ unter dem Vorsitz des Kommerzienrats August Bartholomäus zusammen.
1903
Die Stadtilmer Orgelbaufirma Eifert baute eine Orgel mit 30 Registern in die Stadtkirche ein.
Nach Abschluß aller vorzubereitenden Maßnahmen wurde im April mit dem Bau der Saline in Oberilm begonnen.
Am 16.5. fand im Saal des Schützenhauses die erste „Kinematographische Vorführung der lebenden Photographie“ statt.
Am 11.10. erfolgte die Weihe der erneuerten Stadtkirche „St. Marien“. Aus diesem Anlaß bekam der Orgelbauer Eifert die Fürstlich Schwarzburgische Verdienstmedaille in Gold verliehen.
1904
Am Freitag, dem 27.5., wurde in Kramers Restaurant der Altertumsverein gegründet, dem zunächst 24, einige Tage später noch 17 weitere Mitglieder beitraten, so daß er insgesamt 41 Mitglieder zählte. Gründungsvorsitzender war Herr Dr. med. Sy.
1905
Das erste gewonnene Salz von der Oberilmer Saline wurde am 1.7. in den Versandhandel gebracht. Die Jahresproduktion soll 200.000 dt. Salz betragen haben.
Am 1.7. erstrahlte der Stadtilmer Bahnhof erstmals im elektrischen Licht. Die Anlage hatte die Firma Siemens Berlin errichtet, und der Strom wurde von der Saline zum Preis von 18 Pf./kWh geliefert.
Das Wasserleitungsnetz war fertiggestellt. Alle Haushalte bekamen jetzt Trinkwasser.
1907
Die Kanalisation war fertiggestellt.
Am ersten Tag des Schützenfestes (24.7.) zersprang beim Abfeuern des ersten Schusses die aus dem Jahre 1499 stammende Schützenkanone. Es gab, wie durch ein Wunder, nur zwei Verletzte.
1908
Der „SC Stadtilm“ wurde gegründet.
Die höchstschwimmende Ente bekam in genau der früheren Höhe ihren neuen Platz am „Bärenwirtshaus“.
Stadtilm hatte im September 27 und Oberilm 3 Telefonanschlüsse.
Die Chromlederfabrik von August Theodor Meißner wollte in ihrem an der Großhettstetter Straße gelegenen Fabrikgrundstück eine Gelatinefabrik, die zweite in Stadtilm, errichten. Mit dem Bau wurde im August begonnen.
Stadtilm wurde von einer Scharlachepidemie heimgesucht. Über 180 Fälle wurden amtlich konstatiert, 9 Fälle endeten mit dem Tode der Patienten.
Es entbrannte ein heftiger Streit in der Stadt, ob eine Gasbeleuchtung wirtschaftlicher sei, als eine elektrische. Viele Bürger beschwörten die Stadträte gegen die Elektrizität zu stimmen, andere waren leidenschaftlich dafür.
1909
Es erfolgte die Gründung des „Fußballklubs Stadtilm“.
In Stadtilm gab es im Jahre 1909 insgesamt 66 Vereine.
Unsere Stadt wurde zu Pfingsten, am Abend des 30.5. 21.55 Uhr, von einem Zeppelin-Luftschiff überflogen.
Das neue Gelatinewerk Meißner wurde fertiggestellt. Als Gründungstermin gilt der 30.6.
Am 21.8. erhielt eine der Linden auf dem Buchberg den Namen „Zeppelinlinde“, und eine Gedenktafel wurde einige Tage später angebracht.
1910
Ein schweres Unwetter tobte am 14., 15. und 16.5. in Stadtilm und Umgebung mit wolkenbruchartigem Regen, starkem Hagelschlag und Überschwemmungen. Die Wassermassen durchflossen hauptsächlich die Erfurter Straße und die Baumstraße. Hagel-“Körner”, groß wie Taubeneier, gingen nieder. Die umliegenden Äcker, besonders im Kirchtal und in Richtung Hohes Kreuz, wurden durch das Wegschwämmen der Ackerkrume auf Jahre geschädigt. Das mit Muttererde angereicherte Schmutzwasser wälzte sich durch die Straßen der Stadt.
Das Elektrizitätswerk Oberweimar, Überlandzentrale G.m.b.H., richtete am 10.9. im Hause des Herrn Peter Schiess, Markt 6, ein Büro ein und nahm Anmeldungen zur Errichtung von Licht- und Kraftanlagen entgegen. Manche Hausbesitzer wollten Strom, andere nicht.
Die elektrischen Leitungen in Stadtilm waren fast fertig verlegt. Am Donnerstag, dem 1.12., erfolgte am Abend die erste teilweise Probebeleuchtung des Marktplatzes.
1911
Stadtilm ging am 4.1. an das elektrischen Stromnetz. Lieferant war die Überlandzentrale Oberweimar.
Unsere Stadt feierte vom 1. bis 3.7. ein großes Heimatfest. Es wurde unter anderem eine Attrappe des ehemaligen städtischen Brauhauses auf dem früheren „Holzmarkt“ aufgestellt. In diesem „Brauhaus“ war am 1., 2. und 3.7. Willy Krahmann mit seiner „brillanten Variété-Gesellschaft“ vertreten. Die Anzahl der Sonntagsgäste (2.7.) in Stadtilm wurde auf 8.000 Personen geschätzt. Zur Aufführung kam auch das Heimatfestspiel aus Stadtilms Vergangenheit „Durch Kampf zum Sieg, durch Nacht zum Licht“ von Hugo Greiner (Oberprediger in Halle), der es im Jahre 1910 im Auftrage der Stadt verfaßt hatte.
1912
Dem Schwanenbrunnen, der inzwischen an das Wasserleitungsnetz angeschlossen war und reines und gesundes Trinkwasser lieferte, wurde durch den Altertumsverein das Gänsemännchen aufgesetzt, nachdem die Petroleumlaterne entfernt worden war.
1913
Die alte Klosterlinde im Schloßgarten wurde Anfang Juni zementiert, geteert, gestützt und mit Drahtseilen umschlungen, um sie vor dem Verfall zu schützen.
Am Sonnabend, dem 12.7., überflog um 6.50 Uhr das Militärluftschiff Z 4 in seiner ganzen Länge aus Richtung Hettstedt kommend unsere Stadt und zog in Richtung Griesheim weiter.
In Oberilm waren die Vorarbeiten zur Elektrifizierung in vollem Gange.
1914
Der „SC Stadtilm“ und der „Fußballklub Stadtilm“ schlossen sich zur „Spielvereinigung Stadtilm“ zusammen. Dabei sonderten sich einige junge Sportler ab, die später einen eigenen Verein gründen wollten.
Am Mittwoch, dem 29.4., überflog gegen 14.00 Uhr ein Zeppelin Stadtilm, machte eine Schleife und nahm dann Kurs ilmabwärts. Es handelte sich um den Luftkreuzer S. L/2 (Schütte-Lanz). Er fuhr ganz langsam und in einer Höhe von etwa 1000 Metern.
Am 28.7. erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Die in Stadtilm befindlichen militärpflichtigen Österreicher reisten in ihre Einberufungsorte zurück.
Am 29.7. war bei dem lebhaften Westwind in Stadtilm starker Kanonendonner vom Übungsplatz Ohrdruf zu hören, wo ein Manöver mit mehr als 5000 Mann Infanterie (dabei die 96er) stattfand.
Mit der Kriegserklärung Deutschlands an Rußland am 1.8. begann für uns der Erste Weltkrieg. Bereits um 0,00 Uhr wurde in Stadtilm durch einen Ausrufer mit Rathausschelle die Einberufungsordnung bekanntgegeben. Am Nachmittag erfolgte das Anheften roter Zettel an die Litfaßsäulen, auf denen die Mobilmachung angezeigt wurde. Am 3.8. folgte die Kriegserklärung an Frankreich. Der deutsche Einmarsch in das neutrale Belgien bot Anlaß für den Kriegseintritt Großbritanniens am 4.8. Japan nahm ab 23.8. auf seiten der Entente an dem Krieg teil. Das große Morden hatte begonnen.
Am 24.8. wurde in Stadtilm bereits der große Sieg gegen die Franzosen und Engländer durch Böllerschüsse, Beflaggen der Häuser, Läuten sämtlicher Glocken und mit Choralmusik auf dem Marktplatz gefeiert. Die Kinder hatten schulfrei.
An diesem Freudentag fielen die ersten zwei Stadtilmer, aber das erfuhr man erst später. Es handelte sich um Otto Brünnert und Hermann Salzwedel.
1917
Die beiden großen Kirchenglocken der Stadtkirche mußten für Rüstungszwecke abgegeben werden. Am Pfingstfreitag, dem 25.5., von 20.00 bis 21.00 Uhr, ertönte das Abschiedsläuten.
Auch die 1775 und 1805 gegossenen Glocken der Kirche zu Oberilm wurden eingezogen.
1918
Mit Wirkung vom 1.1. ging das Schloßgrundstück, mit Ausnahme des Mälzereigebäudes, von Herrn Edmund Müller in den Besitz der Stadtverwaltung über.
Das Heimatmuseum (Altertumsmuseum) wurde von der sogenannten Krypta in den östlichen Seitenflügel des Rathauses verlegt.
Als Folge des Krieges herrschte ein Mangel an Wechselgeld. Aus diesem Grunde beschloß der Stadtilmer Stadtrat am 16.10 die Anfertigung von Notgeld zu veranlassen.
Am 11.11. erfolgte in Compiégne die Unterzeichnung des Waffenstillstandes. Damit ging der Erste Weltkrieg zu Ende.
Die überlebenden Krieger kehrten zurück.
138 Männer aus Stadtilm kamen nicht wieder nach Hause (gefallen oder vermißt).
Oberilm hatte 15 Gefallene zu beklagen.
Seit Vormittag des 13.11. wehte auf dem Rathaus Stadtilms die rote Fahne, als Zeichen, daß nunmehr auch unsere Stadt einem Arbeiter- und Soldatenrat unterstellt ist.
Anfang Dezember wurde erstmalig das Stadtilmer Notgeld in Umlauf gebracht. Zunächst erst die 5- und 10-Pfennigscheine in einer Auflage von je 20.000 Stück.
Die 50-Pfenniggutscheine des städtischen Notgeldes kamen am 13.12. in den Verkehr.
1919
In der Gaststätte Heinrich Knabe fand am 27.8. eine Zusammenkunft der sportinteressierten Stadtilmer statt, was einige Tage später zur Gründung des „Sport-Club Stadtilm“ führte.
1920
Die Stadtverwaltung zog am 2.1. vom Rathaus ins Schloß um.
1921
Am Sonntag, dem 31.7., erfolgte die Einweihung des „Spiel-, Turn- und Sportplatzes“ am ehemaligen Quirlloch. Etwa 4000 Mitwirkende und Zuschauer waren gekommen.
Herr Marggraf gründete den „Briefmarkensammlerverein 1921“ und wurde dessen Vorsitzender.
Innerhalb des Sportvereins „Freie Turner“ erfolgte die Gründung der Sektion Faustball.
Im August wurde mit dem Bau des Kriegerehrenmals auf dem Buchberg begonnen.
Die Ilmbrücke in Oberilm war Ende September fertiggestellt. Sie hatte auf beiden Seiten einen Bürgersteig bekommen.
1922
Anfang März erfolgte die Vereinigung der Volksbibliothek und der Gewerschaftsbibliothek. Der neue Name lautete „Volksbücherei Stadtilm“.
Am 18.6., um 15.00 Uhr, erfolgte die Weihe des Kriegerehrenmals auf dem Buchberg, welches vom „Comitee der Leidtragenden“ unter der Federführung des Carl Petri errichtet worden war.
Am Postgebäude stand in festen Lettern: „Kaiserliches Postamt“. Das Wort „Kaiserliches“ wurde jetzt abgemeißelt.
Entsprechend dem neuen Kreiseinteilungsgesetz kam Oberilm am 1.10. als Ortsteil zu Stadtilm und Stadtilm zum Kreis Arnstadt. Da halfen keine Proteste!
Am Totensonntag, dem 26.11., wurde das Kriegerehrenmal auf dem Friedhof geweiht. Damit besaß Stadtilm nunmehr zwei Denkmäler für die Gefallenen des Weltkrieges.
1923
Beim 13. Deutschen Turnfest in München ging der Oberilmer Arno Kieser als Sieger im Zwölfkampf hervor.
Infolge der Inflation, die im Dezember ihren Höhepunkt erreichte, kostete der Stadtilmer Anzeiger pro Woche 450 Milliarden Mark oder 45 Pfennig (in Goldmarkwährung).
1924
Karl Fröb vom Radfahrverein „Pfeil“ Stadtilm belegte am 27.4. beim 50 km Bezirksrennen des Südbezirkes Gau 77 Erfurt, Bund Deutscher Radfahrer, den 1. Platz.
Die neuen Kirchenglocken kamen am Mittwoch, dem 17.12., in Stadtilm an. Sie wurden am 18.12. vom Bahnhof abgeholt und gleich darauf geweiht.
Am 24.12. läuteten die neuen Glocken das Weihnachtsfest ein.
1925
Am 2.11. brach in der Faßfabrik Stäger in der Erfurter Straße Feuer aus.
Am Sonnabend, dem 12.12., eröffnete Ernst Jödemann (genannt Ernesto), Europameister im Ringen, im „Gasthaus zu Oberilm“ einen „Expander-Club“, verbunden mit Ringkampf-Schule. „Ernesto“ führte vor, daß er eine Zugfeder weiter auseinanderziehen konnte, als es 2 Pferde oder 30 Personen erreichen.
1926
Am 20.6. fand im gesamten Reich eine Volksabstimmung über die Enteignung der Fürstenvermögen statt. In Stadtilm stimmten mit JA, also für die Enteignung 1101, mit NEIN 66 und ungültig waren 96 Stimmen.
1927
In Apolda wurde für die Kirche zu Oberilm die große Bronzeglocke gegossen. Sie trug die Inschrift: „Die Kirchengemeinde Oberilm ihren gefallenen Helden“.
1929
Am Sonntag, dem 24. 3., um 9.30 Uhr, fand zum ersten Mal in Stadtilm (Ratskellersaal) eine Jugendweihe der schulentlassenen Freidenkerkinder statt.Der später als das „Thüringer Geigenwunder“ bekannte Violinenvirtuose, Rudi Arnold, wurde am 31.8. in Stadtilm geboren.
1930
In der Nacht vom 7. zum 8.10. wurden die Bürger Stadtilms durch zwei kurz hintereinander erfolgte Erdbeben erschreckt.