Kurze Chronologie der Stadtgeschichte

Dieser Artikel wurde zuletzt am 16.Februar 2015 aktualisiert.

789
Stadtilm wird als befestigter Ort gegen die Sorben-Wenden in der Göttweiger Chronik (Chronicon Gottwicense, Klosterdruckerei Tegernsee, 1732) erwähnt und gehört den Grafen von Käfernburg (Kevernburg).

874
In den Diplomatischen Regesten wird ein Ylmenus fluvius erwähnt, was möglicherweise so viel wie Ilm-Fluß bedeutet (nach E. König, Eschwege).

1029
Die Ilm wird urkundlich erwähnt (Ylmeneum).

1099
Günther, Graf zu Schwarzburg schenkt dem Nonnenkloster zu (Stadt) Ilm am 1.4. Güter zu Alt-Remda.

1114
In einer Reinhardtsbrunner Urkunde vom 14.9. wird Stadtilm zwar erwähnt (villa qual dicitur Ilmine), jedoch ist dieses Schriftstück nachweislich eine Fälschung und bedeutend später entstanden.
Stadtilm wird von den Grafen von Käfernburg und Schwarzburg, denen es gemeinschaftlich gehört, zur Stadt erhoben.

1150
Stadtilm liegt im Grenzbereich der Landgrafen von Thüringen und der Grafen von Käfernburg.
Es erfolgt der Baubeginn der Stadtkirche im romanischen Stil, vermutlich auf schon vorhandenen Fundamenten.

1160
Graf Sizzo III. teilt den Ort unter seinen beiden Söhnen auf. Eine Hälfte bleibt danach käfernburgisch, die andere Hälfte wird schwarzburgisch.

1186
Wegen des „gelinden und kurzen Winters und des warmen Wetters gibt es im Febr. schon Äpfel von der Größe einer welchen Nuß“. (Olarius)

um 1199
Die Stadtkirche wird urkundlich erwähnt. Es betrifft einen Streit zwischen dem Abt von Paulinzella und Gotebold von Ettinsleibin über das Patronatsrecht der Kirche zu Schwarza. Als Ort der Zusammenkunft zur Schlichtung wird den Parteien die Parochialkirche zu Ilm angewiesen, und bei den Verhandlungen ist der Pleban (Pfarrer) Otto zu Ilm als Zeuge dabei.

1204
König Ottokar von Böhmen, ein Verbündeter des Landgrafen Hermann I., zerstört Stadtilm, weil die Stadt auf der Seite des Kriegsgegners Kaiser Philipp steht. Eine Stadtmauer ist noch nicht vorhanden.

1221
Heinrich II. und Günther V. v. Käfernburg-Schwarzburg teilen ihre Güter und gründen die von nun an getrennten Linien Schwarzburg und Käfernburg. Stadtilm wird zwischen beiden Linien je zur Hälfte aufgeteilt.

1224
Unser Ort wird oppidum (lat.: Stadt) genannt. Dies soll nach Dr. Hans Patze die erste urkundliche Erwähnung Stadtilms sein.

1232
Schon zu Ostern ist es so warm, daß man im Freien baden kann.

1235
Es erfolgt die Weihe der Stadtkirche durch Bischof Wilhelm von Havelberg zu Ehren der Jungfrau Maria.

1266
In einer Urkunde wird die Ilm „Hilmna“ genannt.

1267
Graf Günther VII. stiftet in Saalfeld ein Zisterzienserinnenkloster, welches er acht Jahre später nach Stadtilm verlegen läßt. Die Stiftungsurkunde wird am 3.8.1267 ausgefertigt. Die erste Äbtissin ist Gräfin Irmengard, die Tochter des Stifters. Der erste Probst heißt Berroch.

1268
Am 13.5. erfolgte eine urkundliche Erwähnung Stadtilms. Es handelt sich um eine Übereignungsurkunde in der ein „civis ylmene“ (Bürger von Ylmene) genannt wird. Dies gilt als das erste unumstrittene Schriftstück über Stadtilm.

1273
Günther VII. und Günther VIII., Gebrüder und Grafen von Käfernburg, schlossen mit Heinrich V., Abt zu Hersfeld, einen Vergleich wegen der Rechte zu Arnstadt. In der Vergleichsurkunde wird erstmals eine herrschaftliche Münze in Stadtilm (Ilmina) erwähnt. In dieser Urkunde heißt es: „… alle Münzen in ihren Dörfern, ausgenommen die zu (Stadt) Ilm, gemäß ihrem Versprechen zugunsten der Münze zu Arnstadt aufgehoben werden sollen …“

1274
(Stadt)Ilm wurde erneut als oppidum (Stadt) bezeichnet.
Als Günther VII. (der Sohn Heinrichs) starb, fiel seine Hälfte von Stadtilm an die Linie Schwarzburg-Schwarzburg unter Günther IX. Demnach waren die Grafen von Käfernburg auf der einen und die Grafen von Schwarzburg – Schwarzburg auf der anderen Seite die Stadtherren.

1275
Günther der VII. ließ das Zisterzienser Nonnen- oder Jungfrauenkloster von Saalfeld nach Stadtilm (in die Schwarzburger Hälfte) verlegen.

1282
Man bezeichnete Stadtilm als civitas (Bürgertum, Bürgerrecht, Stadtgemeinde).

1287
Das Kloster wurde der heiligen Maria, dem Nicolaus und Benedikt geweiht. Die erste Äbtissin war die Gräfin Irmengard, eine Tochter des Grafen Günthers VII.

1293
(Stadt)Ilm hatte immer noch zwei Besitzer: Graf Günther VIII. von Käfernburg und Heinrich XI. von Schwarzburg. Zwischen diesen beiden herrschte Unfrieden, der bisweilen sogar in offene Fehde ausartete. Um (Stadt)Ilm aus dieser Sache herauszuhalten, gaben Graf Günther VIII. von Käfernburg und Günther XI., Graf und Herr zu Schwarzburg am 12.4. die feierliche Versicherung ab, daß, „wenn sich hinfort zwischen ihnen Hader oder Krieg entspinnen würde, dies den Bürgern an Habe und Gut Haus und Hof unschädlich sein solle, beide wollen deswegen während der Dauer der Mißhelligkeiten die Stadt nicht betreten, sondern solange auf das Öffnungsrecht verzichten, derjenige aber, welcher das gegebene Wort bräche, habe den Verlust seines Theils zu gewärtigen“.

um 1300
Die in Stadtilm geprägten Münzen (Brakteate) wurden nach dem Muster der Erfurtischen geschlagen. Sie hatten entweder die Umschrift: Ilmene oder den Namen und das Bild des heiligen Nikolaus als Schutzpatron des Klosters.

1302
Die Stadt war ummauert.
Am 18.10. bestätigten die Grafen nicht nur das Privilegium vom 12.4.1293, sondern gestatteten den Bürgern noch außerdem, „nach Belieben und ungehindert aus einem Theile der Stadt in den andern mit Leib und Gut sich zu wenden, oder auch ihren Wohnsitz an fremden Orten zu wählen, ohne deswegen ihre unbewegliche Habe einzubüßen“. Außerdem versprachen sie „niemals eine Burg oder ein Bollwerk in den Ringmauern oder außerhalb im städtischen Gebiete anzulegen“.
Graf Günther VIII. von Käfernburg gab das Versprechen ab, „die Bürger zu Ilm ohne Ursache unbilliger und unziemlicher Weise nimmer zu belästigen, zu beunruhigen, gefangen zu halten oder in Ketten und Banden zu legen“.
Nach dem Tode des Grafen Günther VIII. ging seine Hälfte der Stadt an die andere Käfernburgische Linie über.

1306
Am 15.2. kauften die Grafen Heinrich und Günther von Schwarzburg die Stadt Arnstadt, das Haus zu Wachsenburg und Stadtilm dem Grafen Otto von Orlamünde ab.

1330
Günther, der ältere, Herr zu Blankenburg, Günther von Käfernburg, Heinrich und Günther, Herren zu Schwarzburg, trafen „an Sente Georigen“ abends die Anordnung „…, daß der Stadtrath volle Macht und Gewalt haben solle, zu setzen und zu ordnen und wiederum aufzuheben und abzuschaffen, was gemeiner Stadt ersprießlich oder schädlich sein möchte, und daß ihn hieran niemand hindern oder ihm Eintrag thun solle“.

1338
Bei der Judenverfolgung in Deutschland wurden auch in Stadtilm Juden erschlagen bzw. verbrannt.

1340
Die schwarzburgische Hälfte Stadtilms fiel an Günther XVIII., den Begründer der Linie Schwarzburg – Wachsenburg.

1349
Ausgelöst von einem schweren Erdbeben in Deutschland am 25.6. und dem Ausbrechen von Krankheiten (asiatische Beulenpest, auch der schwarze Tod genannt), was den Juden angelastet wurde, gab es erneut Judenverfolgungen auch in Stadtilm.

um 1350
Es wurde begonnen, in Stadtilm den „größten Zinsboden Thüringens“ zu bauen.

1388
Am Sonntag Judica kaufte Graf Johann II., Herr zu Wassenburg (Wachsenburg), Leutenberg und Kranichfeld nebst seinen Vetter Günther XXVII. und Sohn XXIX. die käfernburgische Hälfte Stadtilms von der verwitweten Gräfin Sophie von Käfernburg, geb. von Stolberg, für 925 Schock (= 55.500) Meißner Groschen Freiberger Münze (acht gute Pfennige für einen Groschen gerechnet).
Damit war die Stadt nach der Teilung von 1160 wiedervereinigt und wurde alleiniger Besitz der Grafen von Schwarzburg. Vorher war die Stadt zur Hälfte käfernburgisch, das heißt, mitten durch Stadtilm verlief eine Staatsgrenze.

1396
Der Markgraf zu Meißen und Landgraf zu Thüringen, Wilhelm, bekam Stadtilm zur Lehen.

1411
Die Brüder und Grafen von Schwarzburg, Heinrich und Günther, teilten am 30.7. ihre Herrschaft.
Stadtilm wurde der Linie Blankenburg-Arnstadt, dem Grafen Heinrich zugeteilt.

1434
Am „Sente Michaelisabend“ verkaufte Günther XXXII., Graf und Herr zu Schwarzburg, seinem Vetter Heinrich XXVIII., Herr zu Arnstadt und Sondershausen, Stadtilm „sammt allen Gerechtigkeiten“ für 1440 Mark „lötigen Silbers“ auf Wiederverkauf. Stadtilm wurde somit sondershäusisch.

1440
Landgraf Friedrich in Thüringen belehnte den Grafen Heinrich von Schwarzburg d. Ä. und dessen Sohn Heinrich mit den Schlössern und Städten Frankenhausen, Greußen, Klingen, Arnsberg, Arnstadt, Stadtilm, Heringen und Kelbra mit Zubehör per 7.3.

1441
Die leerstehende Synagoge Stadtilms (die Juden hatte man 1349 aus Stadtilm vertrieben) wurde auf Anweisung des Grafen Heinrich zu Schwarzburg in eine katholische Kapelle verwandelt. (Die Kapelle befand sich in der späteren Hospitalgasse und war ein Teil der Wernerschen Scheune, 1894) (Nach einer anderen Quelle geschah dies erst 1442.)

1443
11.2. „Friedrich, Erzmarschall des römischen Reichs, und Wilhelm sein Bruder, Herzoge von Sachsen, belehnen den Grafen Heinrich von Schwarzburg d.J. auf Bitten dessen Vaters Heinrich d.Ä. mit den Schlössern und Städten Ichstedt, Arnstadt, Stadtilm, Plaue, Heringen und Kelbra, wobei festgesetzt wird, dass die obgedachten Lehngüter nach Ableben des Mitbelehnten Grafen Botho’s von Stolberg und seiner Lehnserben auf den Grafen Heinrich übergehen sollen.“

1446
1.8. „Wilhelm, Herzog zu Sachsen belehnt den Grafen Heinrich von Schwarzburg nach Ableben seines Vaters Heinrich mit den Schlössern und Städten Frankenhausen, Greussen, Klingen, Arnsberg, Arnstadt, Stadtilm und Plaue, halb Gertrode, Niederkeula, halb Urbech und mit den Lehn Conrads von Tannrode, namentlich mit Heringen und Kelbra, mit den Schlössern Hauterode und Bleicherode, Rebeningen, Rosla und Ebersberg, die er mit den Grafen von Stolberg und Hohnstein zu Lehn trug.“

1450
Am 30.6., während des Schwarzburgischen Hauskrieges (1447-1451) wurde Stadtilm durch Kurfürst Friedrich von Sachsen (der Sanftmütige) mit 18.000 (nach anderen Quellen 1.800) Mann belagert. Nach der erfolglosen Belagerung zogen sich die Truppen des Kurfürsten nach Marlishausen (Maroldishausen) und dann weiter nach Molsdorf zurück.

1457
Der Stadtilmer Karneval wird erstmals erwähnt.

1475
Aus Ratsrechnungen geht hervor, daß das Stadtilmer Bier nach Arnstadt, Naumburg, Eimbeck und anderen Orten geliefert wurde.

1489
Torgau, 31.7. „Friedrich, Kurfürst von Sachsen, und Johanns, Herzog von Sachsen, belehen die Grafen Günther d.Ä., Günther d.J., Gebrüder, und Heinrich deren Vetter, mit den Schlössern und Städten Arnstadt, Stadtilm und Plaue“.

1492
Bei einem Brand am Dienstag, „sanct Antoniustag“ (17.1.), im Kloster, wurde das Schlafhaus und der Kreuzgang zerstört und großer Schaden an Hausgeräten, Kleidern, Büchern und anderen „Kleinodien“ angerichtet.

1496
1.10. „Günther d.J., Graf von Schwarzburg, theilt nach Bewilligung Günthers d. Ä., Grafen von Schwarzburg, mit Heinrich d.J. seinem Vetter, die Herrschaft in einen Arnstädter und einen Sondershäuser Theil.“ Stadtilm kam zu Arnstadt, der sogenannten Oberherrschaft, die Günther XXXIX. erhielt.

1524
Mit dem Aufstand der Stühlinger Bauern am 23.6. begann der Deutsche Bauernkrieg.

1525
Am 23.4. (eine Woche nach Ostern) ließ Graf Günther XXXIX von Schwarzburg (laut Dr. Hans Patze, der letzte katholische Schwarzburger) die Kostbarkeiten des Zisterzienserklosters heimlich nach Arnstadt bringen (darunter das Klosterarchiv), um sie vor Plünderungen durch aufständische Bauern zu schützen. Am gleichen Tag rückten aufständische Bauern in Stadtilm ein. Es waren etwa 8.000 Rebellen aus Rudolstadt, Ilmenau, Blankenburg und Königsee.
Die Stadt wurde kampflos übergeben. Die Bauern besetzten das Kloster, jedoch ohne es zu zerstören.
Der Stadtvogt und die Räte wurden am 25.4. abgesetzt, und als Nachfolger Heinrich Apel und Steffen Metzeln „ausgelost“.
Die Stadtilmer Aufständischen faßten am 28.4. ihre Beschwerden in 31 Artikeln zusammen und übergaben sie dem Grafen, der sich in Arnstadt aufhielt. Die Antwort, die am 29.4. eintraf, konnte nicht befriedigen, so zogen die Bauern nach Arnstadt, wo sie am 1.5. eine akzeptable Antwort erhielten. Der Haufen aufständischer Bauern löste sich auf. Danach war es ein leichtes, die Anführer einzeln einzufangen.
Am 17.6. wurden neun „Rädelsführer“ auf dem Marktplatz in Arnstadt enthauptet, darunter fünf Bauern aus Stadtilm.
Unsere Stadt verlor als Strafe auf sechs Jahre das Stadtrecht und mußte 1500 fl. (Gulden) Buße zahlen.

1533
Die Reformation wurde im gesamten Fürstentum unter Heinrich XXXII., dem Gemahl Katharinas der Heldenmütigen, unter Beistand des Kurfürsten von Sachsen, öffentlich eingeführt.
Am 24.5. bekannte sich die Einwohnerschaft Stadtilms zur evangelisch-lutherischen Kirche.
Das Kloster in Stadtilm wurde aufgelöst, die letzte Äbtissin, Gräfin Margarete von Schwarzburg, verließ die Stadt. Das Klostergebäude wurde von den Grafen von Schwarzburg eingezogen und als Kammergut verwaltet.
Der letzte katholische Probst, Volkmar Frobenius, war nunmehr der erste evangelische Pfarrer Stadtilms, die Pfarrersfrau eine getaufte Jüdin. Erster Diakonus wurde Johann Heiner, der vorher Vikarius des Altars der heiligen Katharina war.
In Oberilm war Christoph Köhler der erste evangelische Pfarrer.

1542
Die Tuchmacherzunft als älteste Handwerkerinnung Stadtilms wurde gegründet.

1553
Der Neue Friedhof am Erfurter Tor wurde eingeweiht. Die erste Leiche war die des Nicolaus Gundermann, beerdigt am 9.8.1553.

1571
Die Oberilmer Kirche wurde erneuert.
Er erfolgte die T&eilung des Schwarzburger Gesamtterritoriums, dabei entstanden die Staaten:
– Schwarzburg-Oberherrschaft (daraus Schwarzburg-Arnstadt und
Schwarzburg-Rudolstadt)
– Schwarzburg-Sondershausen
– Schwarzburg-Frankenhausen.
Stadtilm gehörte zum Gebiet Albrechts VII., des Begründers von Schwarzburg-Rudolstadt.

1613
Am Abend des 29.5. (Sonnabend vor Trinitatis) begann die „Thüringische Sintflut“. In Stadtilm fanden 12 Personen den Tod. 2 Mühlen wurden vollständig zerstört.

1618-1648
Während des Dreißigjährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 dauerte, wurde Stadtilm sowohl von den Kaiserlichen als auch den Schweden „schonungslos behandelt und dreimal ausgeplündert“.

1633
Die Schweden, unter dem Befehl des Obersten von Brandstein, „mit etlichen Kompanien Infanterie“, übernahmen die Stadt. Sie quartierten sich hier ein. Plünderungen blieben nicht aus.

1637
Schwedische Truppen erstürmten unsere Stadt: Am 3.12. wurde das „Erfurter Thor von einer Schwedischen Partei mit Gewalt erbrochen und der Bürgerschaft viel Vieh, Getreide, Mobilien weggenommen, auch zwei Bürgermeister nebst dem Kantor Kramer und 2 Bürgern auf die Burg nach Erfurt geführt, doch endlich gegen ein Lösegeld von 2000 Rthlr. wieder entlassen“.

1639
Der aus Stadtilm stammende Arzt Hartmann Gramann kam am 30.8. in Moskau an, um als Leibarzt des Zaren Michail Fedorowitsch (* 1576; + 1645) und nach dessen Tod dem Sohn und Nachfolger Alexei Michailowitsch (* 1629; + 1676) zu dienen.

1646
Der schwedische Feldmarschall Karl Gustav Wrangel schlug am 23.2. in Stadtilm sein Hauptquartier auf. Die übrigen schwedischen Truppen lagen an der Saale und vor dem Thüringer Wald. Am 7.4. zog Wrangel weiter nach Arnstadt.

1667
Der im Jahre 1631 in Stadtilm geborene Michael Gramann (Neffe des Hartmann Gramann) wurde Leibarzt des russischen Zaren Alexei Romanow Michailowitsch bis zu dessen Tode im Jahre 1676. Danach diente Gramann dem Nachfolger und Sohn Feodor III. Alexejewitsch.

1675
Ein Brand wütete in der Stadt. 23 Häuser und 26 Scheunen und Ställe brannten ab. Die Stadtkirche blieb verschont. Als Ausgangspunkt des Brandes wurde der Gasthof „Roter Hirsch“ genannt.

1677
Der ehemalige Leibarzt des Zaren Michael Gramann kehrte nach seiner ehrenvollen Entlassung und auf eigenem Wunsch in seine Heimatstadt Stadtilm zurück. Aus seiner aufgelösten Dienerschaft brachte er zwei ungetaufte, also heidnische, Kinder mit, die von den in das Steppengebiet der unteren Wolga gezogenen westmongolischen Volk der Kalmyken (Kalmükken) entstammten.

um 1750
Stadtilm war vorübergehend Garnisonsstadt schwarzburgisch-rudolstädter Truppen.

1776 – 1831
Goethe reiste in dieser Zeit insgesamt 27 Mal nach Ilmenau und nahm in den allermeisten Fällen den Weg über Stadtilm.

1780
Am 1.8.. um 10.15 Uhr, brach in einem kleinen Haus in der unteren Gasse (Erfurter Straße) Feuer aus, das schnell um sich griff. Innerhalb weniger Stunden wurden von den 322 vorhandenen Wohnhäusern 172 und ihre Nebengebäude vernichtet. Auch die Stadtkirche und das um 1625 aus dem verfallenen Kloster neu erbaute Schloß (mit Ausnahme der Krypta und des Turmes) fielen den Flammen zum Opfer (nach anderen Quellen wurden von 312 Häuser 173 zerstört). Auch die beiden Schulen, die Knabenschule, gegenüber dem Westportal der Stadtkirche und die Mädchenschule in der Holzgasse wurden ein Raub der Flammen.
Nach dem Brand wurde eine Frau vermißt, drei Personen waren verletzt. Mehr als 200 Familien waren obdachlos und ihrer Habe beraubt.

1783
Am 30.6. wurden zwei neue Glocken (mittlere und kleine) aus Rudolstadt geholt (Glockengießer Meyer hatte sie aus dem Metall der beim Großen Brand geschmolzenen Glocken gegossen). Der Einbau erfolgte am 5.7.
Das anschließende Probe-Glockenläuten, von 15.00 Uhr bis zum nächsten Tag um 5.00 Uhr, also 14 Stunden lang, ging als das „längste Glockenläuten in Stadtilm“ in die Geschichte der Stadt ein.
Am 15.12. wurde die „Neue Schule“ (später „Methfesselschule“) unter Teilnahme des regierenden Fürsten Ludwig Günther von Schwarzburg-Rudolstadt eingeweiht.

1785
Der Liederkomponist Albert (richtig: Johann Albrecht Gottlieb) Methfessel wurde am 6.10. in Stadtilm geboren. Er wurde getauft in der Schloßkapelle, dem späteren Heimatmuseum Stadtilms.

1792
Friedrich Fröbel zog am 1. Advent als 10-jähriger von Oberweißbach zu seinem Onkel nach Stadtilm (später: Friedrich-Fröbel-Straße Nr. 11) und blieb bis 1796 hier.

1803
Stadtilm hatte 1901 Einwohner und besaß 315 Häuser.
1810
Albert Methfessel ging als Kammersänger nach Rudolstadt und blieb dort bis 1823.

1813
Goethe schrieb in Stadtilm das Gedicht „Gefunden“ („Ich ging im Walde so für mich hin…“) und schickte es am 16.8. (nach anderer Quelle am 26.8.) von Stadtilm aus an seine Ehegattin Christiane.

1817
Johann Wolfgang von Goethe übernachtete am 27.8. in Stadtilm, um am nächsten Tag nach Paulinzella weiterzureisen, wo er dann seinen 68. Geburtstag begeht.

1828
Zu Himmelfahrt erfolgte erstmals der Ausschank des Stadtilmer Lagerbieres.

1848
Am 13.3. wurde in Stadtilm eine Bürgerwehr gebildet, die 410 Mann zählte. 100 Mann waren mit Militärgewehren, die übrigen mit Jagdflinten bewaffnet. Exerziert wurde auf dem „Flatsch“.
Die Stadtilmer Bürgerwehr zog am 3.5. gegen die Gräfinauer, die eine bewaffnete Demonstration gegen die fürstliche Regierung und den Landtag beabsichtigt hatten.

1857
Der in Stadtilm geborene 28-jährige Afrikaforscher Eduard Vogel wurde im Februar in Innerafrika bei Wara ermordet.

1863
Ein noch nicht genehmigter Wollmarkt fand am 20. und 21.6. in Stadtilm statt.

1864
Mit Kaufvertrag vom 2.2. ging das Schloß in den Besitz des Stadtrates Stadtilm über.

1866
Die auf dem Buchberg im Kanonenhäuschen befindliche Lärmkanone, welche bei Feuersgefahr abzufeuern war, zersprang bei einem Schießen am 4.7.

1869
Am 23.3. starb Albert Methfessel in Heckenbeck.

1880
Stadtilm hatte 3107 Einwohner.
Der aus Stadtilm stammende in Erfurt lebende Kaufmann Friedrich Karl (auch: Carl geschrieben) Eckoldt schenkte seiner Vaterstadt einen Brunnen. Die Vorbereitungen zum Bau begannen damit, daß der Stadtrat den alten Brunnentrog am Brauhausbrunnen „einreißen und wegschaffen“ ließ.

1881
Karl Eckoldt, der Stifter des Eckoldtbrunnens, wurde zum Ehrenbürger von Stadtilm ernannt.

1885
Am 28.6. wurde das Methfesseldenkmal feierlich enthüllt und geweiht. Die Enthüllung war mit einem großen Sängerfest verbunden, zu dem 860 auswärtige Sänger, die 36 Vereinen angehörten, gekommen waren.
Im Juli organisierten die Stadtilmer Hutmacher den ersten Streik in der Stadt. Sie forderten einen Pfennig Lohnerhöhung pro Stunde von 17 auf 18 Pfennige. Der Streik hatte keinen Erfolg.

1886
Eigentlich sollte das Jahr 1886 den Weltuntergang bringen, wie es nach einer alten Prophezeiung des Nostradamus, der um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Paris gelebt hatte und wegen seiner Gestirnkunde hochgeschätzt war. Seine Weissagung lautet: Wenn der Karfreitag auf Georg (23. April), der Ostersonntag auf Marcus (25. April) und Fronleichnam auf Johannes den Täufer (24. Juni) fallen, dann wird das Ende der Welt kommen. In diesem Jahr fielen die Feste wie angegeben, und nichts ist passiert!

1890
Am 24.11. tait die Ilm über ihre Ufer. Das gesamte Ilmtal glich einem See. Der Hochwasserstand an der Kellerbrücke betrug 2,50 Meter (vom Ilmbett aus gerechnet).
Stadtilm hatte mit Stichtag vom 2.12. genau 3056 Einwohner.

1891
Der Bahnbau begann. Der erste Spatenstich im Deubetal erfolgte am 17.9. Am 3.12. war Grundsteinlegung für den Viadukt. Den Zuschlag für die Errichtung dieses Bauwerkes hatte die Firma Mestwarb & Greiner aus Hannover bekommen.

1893
Die Schlußsteinlegung am Viadukt erfolgte am 28.6. unter Anwesenheit des Fürstenpaares von Schwarzburg-Rudolstadt und weiteren Ehrengästen. In der Kapsel waren Urkunden zur Vorgeschichte des Bahnbaues, zu den Kosten, der Bauzeit, ein Satz gültiger Münzen und Briefmarken, ein Maßstab, die aktuelle Nummer der Landeszeitung und eine Festnummer des „Stadtilmer Anzeigers“ eingelegt.
1894
Am 18.6. erfolgte die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Arnstadt-Stadtilm (15,850 km).

1895
Die Landespolizeiliche Abnahme der Eisenbahnstrecke Stadtilm – Saalfeld (31,960 km) fand am 13. und 14. 11. statt. Die Eröffnung der Strecke erfolgte am 2.12. Der erste offizielle Zug nach Saalfeld fuhr 7.17 Uhr von Stadtilm ab, der offizielle geschmückte Festzug jedoch erst um 12.10 Uhr, von Arnstadt kommend. Alle Unterwegsbahnhöfe waren festlich geschmückt.
Am gleichen Tag verließ um 9.15 Uhr die letzte Pferdepost nach Rudolstadt leer unser Stadtilm.

1897
Am 13.10. brach im ehemaligen Schloß zu Stadtilm Feuer aus. Das Gebäude brannte ab.

1899
Bis 1903 wurde die Stadtkirche umfassend renoviert. Dabei erhielten die Turmhelme die ehemalige Form und Höhe (42 Meter) zurück. Aus stilistischen Gründen entfernte man die im 17. Jahrhundert angelegte Verbindung zwischen den beiden Türmen, die als „die höchste Brücke Thüringens“, eines der „sieben Wunder“ unserer Stadt darstellte.
Die Gebrüder Müller aus Vieselbach, die die Schloßruine für 18.000 Mark von Herrn Martini gekauft hatten, begannen mit dem Wiederaufbau.
Stadtilm erhielt eine Fernsprechleitung.

1900
Die Firma Kühn aus Gräfenroda baute eine neue Turmuhr mit 3 Zifferblättern (vergoldet) in den Südturm der Stadtkirche ein. Es war ein 30-Stundenwerk mit Stundennachschlag. Das Zifferblatt hatte einen Durchmesser von zwei Metern. Der große Zeiger war 1,30 Meter lang. Der Anschaffungspreis betrug 2.535,00 RM.
Der größte Mensch der Welt, der Amerikaner Mr. Lewis Wilkins war im Jahre 1900 in Erfurt im Restaurant Spatenbräu (Anger) zu sehen und zu sprechen. Er hatte eine Länge von 2,45 m.
In der Nacht vom 6. zum 7.9. brannte die der „Gerber-Corporation“ gehörende Lohmühle nieder.

1901
Es wurde in Stadtilm ein „sozialdemokratischer Wahlverein“ gegründet.
Die Gefängnismauer wurde errichtet.
Das Heimatmuseum öffnete erstmals am Donnerstag, dem 5.5. (Himmelfahrtstag), unter der Bezeichnung „Altertumsmuseum“ in der Restauration Hugo Kramer seine Pforten (nach anderen Quellen: Eröffnung am 10. bzw. 11.5.). Gründer war Physikus Dr. med. Sy.
Am 10.11. schlassen sich die Interessenten des Salzlagerabbaues zur „Gewerkschaft Schwarzburger Salinen“ unter dem Vorsitz des Kommerzienrats August Bartholomäus zusammen.

1903
Die Stadtilmer Orgelbaufirma Eifert baute eine Orgel mit 30 Registern in die Stadtkirche ein.
Nach Abschluß aller vorzubereitenden Maßnahmen wurde im April mit dem Bau der Saline in Oberilm begonnen.
Am 16.5. fand im Saal des Schützenhauses die erste „Kinematographische Vorführung der lebenden Photographie“ statt.
Am 11.10. erfolgte die Weihe der erneuerten Stadtkirche „St. Marien“. Aus diesem Anlaß bekam der Orgelbauer Eifert die Fürstlich Schwarzburgische Verdienstmedaille in Gold verliehen.

1904
Am Freitag, dem 27.5., wurde in Kramers Restaurant der Altertumsverein gegründet, dem zunächst 24, einige Tage später noch 17 weitere Mitglieder beitraten, so daß er insgesamt 41 Mitglieder zählte. Gründungsvorsitzender war Herr Dr. med. Sy.

1905
Das erste gewonnene Salz von der Oberilmer Saline wurde am 1.7. in den Versandhandel gebracht. Die Jahresproduktion soll 200.000 dt. Salz betragen haben.
Am 1.7. erstrahlte der Stadtilmer Bahnhof erstmals im elektrischen Licht. Die Anlage hatte die Firma Siemens Berlin errichtet, und der Strom wurde von der Saline zum Preis von 18 Pf./kWh geliefert.
Das Wasserleitungsnetz war fertiggestellt. Alle Haushalte bekamen jetzt Trinkwasser.

1907
Die Kanalisation war fertiggestellt.
Am ersten Tag des Schützenfestes (24.7.) zersprang beim Abfeuern des ersten Schusses die aus dem Jahre 1499 stammende Schützenkanone. Es gab, wie durch ein Wunder, nur zwei Verletzte.

1908
Der „SC Stadtilm“ wurde gegründet.
Die höchstschwimmende Ente bekam in genau der früheren Höhe ihren neuen Platz am „Bärenwirtshaus“.
Stadtilm hatte im September 27 und Oberilm 3 Telefonanschlüsse.
Die Chromlederfabrik von August Theodor Meißner wollte in ihrem an der Großhettstetter Straße gelegenen Fabrikgrundstück eine Gelatinefabrik, die zweite in Stadtilm, errichten. Mit dem Bau wurde im August begonnen.
Stadtilm wurde von einer Scharlachepidemie heimgesucht. Über 180 Fälle wurden amtlich konstatiert, 9 Fälle endeten mit dem Tode der Patienten.
Es entbrannte ein heftiger Streit in der Stadt, ob eine Gasbeleuchtung wirtschaftlicher sei, als eine elektrische. Viele Bürger beschwörten die Stadträte gegen die Elektrizität zu stimmen, andere waren leidenschaftlich dafür.

1909
Es erfolgte die Gründung des „Fußballklubs Stadtilm“.
In Stadtilm gab es im Jahre 1909 insgesamt 66 Vereine.
Unsere Stadt wurde zu Pfingsten, am Abend des 30.5. 21.55 Uhr, von einem Zeppelin-Luftschiff überflogen.
Das neue Gelatinewerk Meißner wurde fertiggestellt. Als Gründungstermin gilt der 30.6.
Am 21.8. erhielt eine der Linden auf dem Buchberg den Namen „Zeppelinlinde“, und eine Gedenktafel wurde einige Tage später angebracht.

1910
Ein schweres Unwetter tobte am 14., 15. und 16.5. in Stadtilm und Umgebung mit wolkenbruchartigem Regen, starkem Hagelschlag und Überschwemmungen. Die Wassermassen durchflossen hauptsächlich die Erfurter Straße und die Baumstraße. Hagel-“Körner“, groß wie Taubeneier, gingen nieder. Die umliegenden Äcker, besonders im Kirchtal und in Richtung Hohes Kreuz, wurden durch das Wegschwämmen der Ackerkrume auf Jahre geschädigt. Das mit Muttererde angereicherte Schmutzwasser wälzte sich durch die Straßen der Stadt.
Das Elektrizitätswerk Oberweimar, Überlandzentrale G.m.b.H., richtete am 10.9. im Hause des Herrn Peter Schiess, Markt 6, ein Büro ein und nahm Anmeldungen zur Errichtung von Licht- und Kraftanlagen entgegen. Manche Hausbesitzer wollten Strom, andere nicht.
Die elektrischen Leitungen in Stadtilm waren fast fertig verlegt. Am Donnerstag, dem 1.12., erfolgte am Abend die erste teilweise Probebeleuchtung des Marktplatzes.

1911
Stadtilm ging am 4.1. an das elektrischen Stromnetz. Lieferant war die Überlandzentrale Oberweimar.
Unsere Stadt feierte vom 1. bis 3.7. ein großes Heimatfest. Es wurde unter anderem eine Attrappe des ehemaligen städtischen Brauhauses auf dem früheren „Holzmarkt“ aufgestellt. In diesem „Brauhaus“ war am 1., 2. und 3.7. Willy Krahmann mit seiner „brillanten Variété-Gesellschaft“ vertreten. Die Anzahl der Sonntagsgäste (2.7.) in Stadtilm wurde auf 8.000 Personen geschätzt. Zur Aufführung kam auch das Heimatfestspiel aus Stadtilms Vergangenheit „Durch Kampf zum Sieg, durch Nacht zum Licht“ von Hugo Greiner (Oberprediger in Halle), der es im Jahre 1910 im Auftrage der Stadt verfaßt hatte.

1912
Dem Schwanenbrunnen, der inzwischen an das Wasserleitungsnetz angeschlossen war und reines und gesundes Trinkwasser lieferte, wurde durch den Altertumsverein das Gänsemännchen aufgesetzt, nachdem die Petroleumlaterne entfernt worden war.

1913
Die alte Klosterlinde im Schloßgarten wurde Anfang Juni zementiert, geteert, gestützt und mit Drahtseilen umschlungen, um sie vor dem Verfall zu schützen.
Am Sonnabend, dem 12.7., überflog um 6.50 Uhr das Militärluftschiff Z 4 in seiner ganzen Länge aus Richtung Hettstedt kommend unsere Stadt und zog in Richtung Griesheim weiter.
In Oberilm waren die Vorarbeiten zur Elektrifizierung in vollem Gange.

1914
Der „SC Stadtilm“ und der „Fußballklub Stadtilm“ schlossen sich zur „Spielvereinigung Stadtilm“ zusammen. Dabei sonderten sich einige junge Sportler ab, die später einen eigenen Verein gründen wollten.
Am Mittwoch, dem 29.4., überflog gegen 14.00 Uhr ein Zeppelin Stadtilm, machte eine Schleife und nahm dann Kurs ilmabwärts. Es handelte sich um den Luftkreuzer S. L/2 (Schütte-Lanz). Er fuhr ganz langsam und in einer Höhe von etwa 1000 Metern.
Am 28.7. erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Die in Stadtilm befindlichen militärpflichtigen Österreicher reisten in ihre Einberufungsorte zurück.
Am 29.7. war bei dem lebhaften Westwind in Stadtilm starker Kanonendonner vom Übungsplatz Ohrdruf zu hören, wo ein Manöver mit mehr als 5000 Mann Infanterie (dabei die 96er) stattfand.
Mit der Kriegserklärung Deutschlands an Rußland am 1.8. begann für uns der Erste Weltkrieg. Bereits um 0,00 Uhr wurde in Stadtilm durch einen Ausrufer mit Rathausschelle die Einberufungsordnung bekanntgegeben. Am Nachmittag erfolgte das Anheften roter Zettel an die Litfaßsäulen, auf denen die Mobilmachung angezeigt wurde. Am 3.8. folgte die Kriegserklärung an Frankreich. Der deutsche Einmarsch in das neutrale Belgien bot Anlaß für den Kriegseintritt Großbritanniens am 4.8. Japan nahm ab 23.8. auf seiten der Entente an dem Krieg teil. Das große Morden hatte begonnen.
Am 24.8. wurde in Stadtilm bereits der große Sieg gegen die Franzosen und Engländer durch Böllerschüsse, Beflaggen der Häuser, Läuten sämtlicher Glocken und mit Choralmusik auf dem Marktplatz gefeiert. Die Kinder hatten schulfrei.
An diesem Freudentag fielen die ersten zwei Stadtilmer, aber das erfuhr man erst später. Es handelte sich um Otto Brünnert und Hermann Salzwedel.

1917
Die beiden großen Kirchenglocken der Stadtkirche mußten für Rüstungszwecke abgegeben werden. Am Pfingstfreitag, dem 25.5., von 20.00 bis 21.00 Uhr, ertönte das Abschiedsläuten.
Auch die 1775 und 1805 gegossenen Glocken der Kirche zu Oberilm wurden eingezogen.

1918
Mit Wirkung vom 1.1. ging das Schloßgrundstück, mit Ausnahme des Mälzereigebäudes, von Herrn Edmund Müller in den Besitz der Stadtverwaltung über.
Das Heimatmuseum (Altertumsmuseum) wurde von der sogenannten Krypta in den östlichen Seitenflügel des Rathauses verlegt.
Als Folge des Krieges herrschte ein Mangel an Wechselgeld. Aus diesem Grunde beschloß der Stadtilmer Stadtrat am 16.10 die Anfertigung von Notgeld zu veranlassen.
Am 11.11. erfolgte in Compiégne die Unterzeichnung des Waffenstillstandes. Damit ging der Erste Weltkrieg zu Ende.
Die überlebenden Krieger kehrten zurück.
138 Männer aus Stadtilm kamen nicht wieder nach Hause (gefallen oder vermißt).
Oberilm hatte 15 Gefallene zu beklagen.
Seit Vormittag des 13.11. wehte auf dem Rathaus Stadtilms die rote Fahne, als Zeichen, daß nunmehr auch unsere Stadt einem Arbeiter- und Soldatenrat unterstellt ist.
Anfang Dezember wurde erstmalig das Stadtilmer Notgeld in Umlauf gebracht. Zunächst erst die 5- und 10-Pfennigscheine in einer Auflage von je 20.000 Stück.
Die 50-Pfenniggutscheine des städtischen Notgeldes kamen am 13.12. in den Verkehr.

1919
In der Gaststätte Heinrich Knabe fand am 27.8. eine Zusammenkunft der sportinteressierten Stadtilmer statt, was einige Tage später zur Gründung des „Sport-Club Stadtilm“ führte.

1920
Die Stadtverwaltung zog am 2.1. vom Rathaus ins Schloß um.

1921
Am Sonntag, dem 31.7., erfolgte die Einweihung des „Spiel-, Turn- und Sportplatzes“ am ehemaligen Quirlloch. Etwa 4000 Mitwirkende und Zuschauer waren gekommen.
Herr Marggraf gründete den „Briefmarkensammlerverein 1921“ und wurde dessen Vorsitzender.
Innerhalb des Sportvereins „Freie Turner“ erfolgte die Gründung der Sektion Faustball.
Im August wurde mit dem Bau des Kriegerehrenmals auf dem Buchberg begonnen.
Die Ilmbrücke in Oberilm war Ende September fertiggestellt. Sie hatte auf beiden Seiten einen Bürgersteig bekommen.

1922
Anfang März erfolgte die Vereinigung der Volksbibliothek und der Gewerschaftsbibliothek. Der neue Name lautete „Volksbücherei Stadtilm“.
Am 18.6., um 15.00 Uhr, erfolgte die Weihe des Kriegerehrenmals auf dem Buchberg, welches vom „Comitee der Leidtragenden“ unter der Federführung des Carl Petri errichtet worden war.
Am Postgebäude stand in festen Lettern: „Kaiserliches Postamt“. Das Wort „Kaiserliches“ wurde jetzt abgemeißelt.
Entsprechend dem neuen Kreiseinteilungsgesetz kam Oberilm am 1.10. als Ortsteil zu Stadtilm und Stadtilm zum Kreis Arnstadt. Da halfen keine Proteste!
Am Totensonntag, dem 26.11., wurde das Kriegerehrenmal auf dem Friedhof geweiht. Damit besaß Stadtilm nunmehr zwei Denkmäler für die Gefallenen des Weltkrieges.

1923
Beim 13. Deutschen Turnfest in München ging der Oberilmer Arno Kieser als Sieger im Zwölfkampf hervor.
Infolge der Inflation, die im Dezember ihren Höhepunkt erreichte, kostete der Stadtilmer Anzeiger pro Woche 450 Milliarden Mark oder 45 Pfennig (in Goldmarkwährung).

1924
Karl Fröb vom Radfahrverein „Pfeil“ Stadtilm belegte am 27.4. beim 50 km Bezirksrennen des Südbezirkes Gau 77 Erfurt, Bund Deutscher Radfahrer, den 1. Platz.
Die neuen Kirchenglocken kamen am Mittwoch, dem 17.12., in Stadtilm an. Sie wurden am 18.12. vom Bahnhof abgeholt und gleich darauf geweiht.
Am 24.12. läuteten die neuen Glocken das Weihnachtsfest ein.

1925
Am 2.11. brach in der Faßfabrik Stäger in der Erfurter Straße Feuer aus.
Am Sonnabend, dem 12.12., eröffnete Ernst Jödemann (genannt Ernesto), Europameister im Ringen, im „Gasthaus zu Oberilm“ einen „Expander-Club“, verbunden mit Ringkampf-Schule. „Ernesto“ führte vor, daß er eine Zugfeder weiter auseinanderziehen konnte, als es 2 Pferde oder 30 Personen erreichen.

1926
Am 20.6. fand im gesamten Reich eine Volksabstimmung über die Enteignung der Fürstenvermögen statt. In Stadtilm stimmten mit JA, also für die Enteignung 1101, mit NEIN 66 und ungültig waren 96 Stimmen.

1927
In Apolda wurde für die Kirche zu Oberilm die große Bronzeglocke gegossen. Sie trug die Inschrift: „Die Kirchengemeinde Oberilm ihren gefallenen Helden“.

 

1929
Am Sonntag, dem 24. 3., um 9.30 Uhr, fand zum ersten Mal in Stadtilm (Ratskellersaal) eine Jugendweihe der schulentlassenen Freidenkerkinder statt.
Der später als das „Thüringer Geigenwunder“ bekannte Violinenvirtuose, Rudi Arnold, wurde am 31.8. in Stadtilm geboren.
1930
In der Nacht vom 7. zum 8.10. wurden die Bürger Stadtilms durch zwei kurz hintereinander erfolgte Erdbeben erschreckt.

1931
Der erste Tonfilm in Stadtilm: Am Donnerstag, dem 1.10., 19.30 Uhr, eröffnete Herr Max Ebert, Besitzer des Hotel „Zur Post“ seine neu eingerichteten Lichtspiele. Die Leitung hatte der von früher her bekannte Kinofachmann Herr Mohr aus Großbreitenbach. Der erste Sprech- und Tonfilm in Stadtilm wurde an diesem Tag vorgeführt. Es war der Streifen „Atlantic“, der vom Schiffsuntergang der Titanic handelte. Alle Karten waren ausverkauft.
Es wurde damit begonnen, eine notdürftige Badegelegenheit am sogen. Quirlloch in der Ilm zu schaffen. Bei einer Flußschau wurden aber die Änderungen am Ufer beanstandet und der Badbau mußte eingestellt werden. Die Stadt wollte sich aber weiterhin bemühen, die Genehmigung zur Anlegung eines Bades zu erhalten.

1933
Am 30.1. wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.
Am 1.5. erhielten Reichskanzler Adolf Hitler und Gauleiter Fritz Sauckel das Ehrenbürgerrecht von Stadtilm.
Am gleichen Tag wurden folgende Straßen umbenannt:

  • Bahnhofstraße in Hindenburg-Straße,
  • Marktplatz in Adolf-Hitler-Platz,
  • die Weimarischestraße vom Markt bis zum Gasthaus „Zum Löwen“ in Fritz-Sauckel-Straße.

Der Teil der Weimarischen Straße unterhalb des Gasthauses „Zum Löwen“ behielt seine bisherige Bezeichnung bei.
Die Volksbücherei Stadtilm wurde am 5.5. zwecks „Neuordnung“ geschlossen.
Am 16.6. erfolgte das Verbot und die Auflösung folgender Vereine:

  • Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“, Ortsgruppe Stadtilm
  • Arbeiter-Turnverein Stadtilm
  • Fußballabteilung der „Freien Turner“ Stadtilm
  • Radfahrverein „Vorwärts“ Stadtilm
  • Arbeiter-Samariter-Kolonne Stadtilm
  • Verein „Freie Sänger“ Stadtilm

Verboten wurde auch die SPD und ihre Jugendorganisation „Rote Falken“.
Nach einer Anordnung des Ministeriums vom 28.6.1933 waren SPD-Mitglieder von einer Mandatsausübung ausgeschlossen. Aus diesem Grunde legten die gewählten Mitglieder des Stadtrates Böhm, Wenzel und Kramer am 10.6. anläßlich einer Stadtratssitzung ihre Mandate nieder.
Am Buchberg erfolgte die Einrichtung eines Reichs-Arbeitsdienstlagers (RAD).

1934
Am 3.7., dem Tag der Deutschen Luftfahrt, stellte der Fliegerstützpunkt Stadtilm das erste, fast fertige, in Stadtilm gebaute, Segelflugzeug in der Öhm’schen Lederfabrik zur öffentlichen Besichtigung aus.
Am Sonntag, dem 16.9., fand in Oberilm die Weihung des Schulneubaues statt.
Die erste Stadtilmer Schulmaschine (Segelflugzeug) vom Typ „Grunau 9“ wurde am Sonntag, dem 14.10., durch Bürgermeister Heberlein auf den Namen „Stadtilm“ getauft.

1935
Das erste, in Stadtilm gebaute, Segelflugzeug „Stadtilm“ wurde am Sonntag, dem 24.2., von B-Flieger Anemüller in Arnstadt (Weinberg) eingeflogen.
Am 26.2. erfolgte der Zusammenschluß der hiesigen Turn- und Sportvereine und es wurde eine Ortsgruppe Stadtilm des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen gegründet.
Im August wurden von den um das Methfesseldenkmal stehenden Ulmen 5 Stück auf der Nordseite entfernt, weil die Wurzeln der Bäume das Fundament des Denkmals beschädigten.
Aus Anlaß des 150. Geburtstages des berühmten Sohnes der Stadt, Albert Methfessel, fand am 25.8. in Stadtilm eine Gedenkfeier statt.

1936
Mit Jahresbeginn ging die Stromversorgung auf die Stadt über. Somit wurde der Strom von 110/220 auf 220/380 Volt umgeschaltet.
In der Nacht vom 16. zum 17.1. brach Feuer im Sägewerk Ernst Röhr, Baumallee, aus. Werkstatt, Schuppen und der Holzvorrat brannten ab. Auch das Wohnhaus wurde stark beschädigt.
Das traditionelle Gregoriusfest fand am Sonntag, dem 28.6. und Montag, dem 29.6., statt. Beim Umzug marschierten die Jungen erstmals ohne die „althergebrachten Schleppsäbel“.
Am Sonntag, dem 20. 9., kam in Stadtilm zum ersten Mal ein Film zur Vorführung, in dem einzelne Szenen in Farbe mit dem Ufa-Kolorverfahren gedreht worden waren. Der Spielfilm hieß „Der rote Reiter“.

1937
Zur Förderung der Seidenraupenzucht beschaffte die Stadt 1000 Maulbeerpflanzen und ließ sie oberhalb des neuen Friedhofes anpflanzen.
Die „Ratskeller-Lichtspiele“ wurden renoviert. Am Sonnabend, dem 10.7., war Neueröffnung.
Die ersten 2 Sirenen wurden installiert (auf dem Rathaus und dem Feuerwehrgerätehaus).

1938
Am 18.6. wurde in Stadtilm erstmals ein Farbfilm in voller Länge vorgeführt. Es handelte sich um den Film „Ramona“, der im Technicolor-Verfahren hergestellt worden war. Grundlage der Handlung bildete der gleichnamige Roman von Helen Hunt Jackson.
Der in der Sportschuhmacherei Oberstdorf hergestellte „größte Schuh der Welt“ war am 27.6. zwischen 17.00 und 19.00 Uhr in Stadtilm auf dem Adolf-Hitler-Platz zu bewundern. Er war 3,20 Meter lang und wog 10 Zentner.

1939
Die drei Linden auf dem Buchberg „Bismarck-, Hindenburg- und Zeppelinlinde“ wurden im Januar durch den Landrat von Arnstadt als Naturdenkmäler unter Schutz gestellt.
Am 15.2. fand in Stadtilm, von 19.30 bis 22.00 Uhr, eine große Luftschutzübung unter dem Motto „Das luftschutzbereite Haus“ statt.
Mit Beginn des neuen Schuljahres, am 12.4., erfolgte die Einweihung der Stadtilmer Mittelschule in Gegenwart des Kreisleiters Pg. Wilhelm Mütze (* 1904). Das Gebäude war auf 700 Jahre alten Mauern errichtet worden.
Nach Einbruch der Dunkelheit, am 14.6., fand in Stadtilm wieder eine Luftschutzübung statt. Die Stadt war gut verdunkelt.
Am 26.8. wurden die Reservisten der Deutschen Wehrmacht alarmiert und Gestellungsbefehle schon am frühen Morgen zugestellt.
Am 28.9. trat die Bezugsscheinpflicht für Lebensmittel in Kraft. Brot, Mehl, Kartoffeln und noch einige andere Güter fielen nicht unter dieses Gesetz. Das Hamstern von Lebensmitteln wurde unter Strafe gestellt.
Die einberufenen Reservisten, die sich nicht in ihrer Kaserne melden mußten, fanden sich auf dem Adolf-Hitler-Platz (Gasthaus „Zum Stern“) ein. Sie wurden in das RAD-Lager einquartiert, nachdem die dortigen Insassen in die „Methfesselschule“ umgezogen waren. Es wurde eine Nachschubkompanie aufgestellt.
Diese Kompanie marschierte am 31.8., gegen 11.45 Uhr, zum Bahnhof. Um 15.00 Uhr fuhr der Zug in Richtung Arnstadt ab. Auf dem Viadukt winkten die Einberufenen ihrer Heimatstadt und ihren Angehörigen noch einmal zu.
Mit dem Überfall der deutschen Truppen (ohne Kriegserklärung) auf Polen am Freitag, dem 1.9., begann der Zweite Weltkrieg.
Der erste Stadtilmer, der dem Krieg zum Opfer fiel, war der 28-jährige Albert Gang (+ gefallen am 11.9. 1939). Viele, viele sollten noch folgen.
Es mußten für die Verbraucher von Fleisch und Fleischwaren, von Milch und Milcherzeugnisse (auch Speiseöle und -Fette) Kundenlisten angelegt werden. Ausweisabschnitte waren beim Einkaufen vorzulegen.
Alle Lebensmittel wie Brot, Fett, Fleisch, Milch, Marmelade, Eier, Zucker sowie Seife und Hausbrandkohle gab es ab 25. bzw. 26.9. nur noch auf Bezugsscheine bzw. Lebensmittelkarten zu kaufen.
Magermilch war von dieser Regelung ausgeschlossen, sie wurde auf Wunsch sogar frei Haus geliefert (a Liter 14 Pfg.).
Die Stadtilmer Volksbücherei wurde am Montag, dem 27.11., 16.00 Uhr, in der Mittelschule wieder eröffnet. Sie besaß etwa 600 Bände.

1940
Der Winter war kalt (bis zu -25 Grad C.). Die Kohlen wurden knapp und es gab sie nur auf Bezugsscheine zu kaufen.
Das Gregoriusfest fand am 23.6. statt. Es wurde ein Umzug durchgeführt. Wegen des Krieges gab es keine Musik und auch keine Bratwürste.
In der Nacht vom 23. zum 24.7. waren möglicherweise erstmals feindliche (englische) Flugzeuge über unsere Stadt geflogen. Auf Singen hatten sie Leuchtbomben abgeworfen.
Erster Fliegeralarm, nicht in Stadtilm, aber in der Saline wurde am 12.8. ausgelöst. Es sind Detonationen und Flugzeugmotorengeräusche ungefähr aus Richtung Bad Berka zu hören.
Stadtilm hatte seinen ersten Fliegeralarm in der Nacht vom 16. zum 17.8. Die Bewohner suchten die Luftschutzkeller auf. Ein gut wahrnehmbares Detonationsgeräusch stammte von einem Bombenabwurf auf Marlishausen.

1941
Am 22.6. erfolgte der Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion.
Die NS-Frauenschaft hatte in diesem Jahr zum 1. Mal erfolgreich Seidenraupen gezüchtet. Die Raupen waren in der Mittelschule, im Raum neben der Bibliothek aufbewahrt. Es handelte sich um ca. 4000 Raupen.
Am Montag, dem 22.9., war zum ersten Mal Fliegeralarm am Tage. Bisher war dies immer nur nachts geschehen. Feindliche Flugzeuge überflogen Stadtilm.

 

1942
Die 3 Glocken der Stadtkirche läuteten am 13.3. zum letzten Mal. Sie mußten für Rüstungszwecke abgeliefert werden. Am 16.3. war in der Stadt das Dröhnen der Glocken zu hören, als man sie auf dem Glockenturm zerschlug, um transportfähige Stücke zu erhalten. Nur die kleine Glocke blieb verschont.

1943
Die in und bei Stalingrad eingekesselten deutschen Truppen kapitulierten am 31.1. und 2.2.
Im August wurde in dem Keller der Mittelschule vom aus Obernessa bei Naumburg stammenden Physiker, Dr. Kurt Diebner und seinen Mitarbeitern, ein Versuchslabor für die Urankernspaltung und Brennversuche mit Uran und Deuteriumoxideis eingerichtet. Der Schulunterricht in der Mittelschule blieb davon unberührt. (Alle anderen „Berichte“ über Räumung der Schule und dergleichen sind völliger Unsinn!!)
1944
Mit der Landung am 6.6. in Nordfrankreich eröffneten die westlichen Alliierten in Europa die zweite Front.

1945
Bei einem Bombenangriff am 6.2. auf Arnstadt kamen u.a. die 16-jährige Ruth Volk aus Oberilm und die 19-jährige Anne-Marie Langguth aus Stadtilm ums Leben.
Eine SS-Truppe mit der Bezeichnung „Nachrichteneinheit 500“ bezog Quartier in der Methfesselschule.
Fast täglich war jetzt Fliegeralarm.
Die Front rückte immer näher auf Stadtilm zu; die Amerikaner waren auf dem Vormarsch.
Am 4.4. zogen deutsche Truppenteile durch die Stadt. Die Amerikaner standen schon vor Gotha.
Ab 6.4. wurden täglich KZ-Häftlinge gruppenweise durch die Stadt geführt. Sie kamen aus 3 verschiedenen Richtungen vom Lager S III, Jonastal:

  1. über Arnstadt, Marlishausen
  2. über Espenfeld, Siegelbach, Dannheim, Niederwillingen
  3. vom Barackenlager Crawinkel kommend über Frankenhain, Gräfenroda, Liebenstein, Plaue, Reinsfeld, Niederwillingen

 

Tiefflieger umkreisten am 7. und 8.4. Stadtilm und beschiossen die Stadt mit Bordwaffen. Mehrere Häuser bekamen Treffer ab. Verwundet wurden Hugo Linde, Carl Meißner, Frau Stäger und Frau Simmen. Auch der Bahnhof wurde angegriffen und einige Wagen in Brand geschossen. Herbert Heunemann in Oberilm wurde tödlich getroffen, als er einen fliehenden deutschen Soldaten einlassen wollte.
Wehrmachtsangehörige sprengten die Mühlgrabenbrücke, die zum Bahnhof führte und zerstörten die Oberilmer Brücke teilweise.
Am 10.4. wollte die Wehrmacht eine Sprengung des Viadukts vornehmen. Der erste Sprengversuch mit zwei Zweizentnerbomben richtete aber mehr Schaden an den benachbarten Gebäuden an. Zu einer zweiten Sprengung kam es nicht mehr. Die auf dem Viadukt liegende schwere Mine wurde von Professor Nöller, der Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg hatte, entschärft und von einigen mutigen Stadtilmer Bürgern vom Viadukt (in Richtung Arnstadt) gerollt und am Bahndamm verwahrt.
Zwei Fliegerbomben schlugen am 11.4. (nicht am 10.4.!!), um 10.30 Uhr, in den Kirchgarten ein und rissen je ein 5 Meter tiefes Löcher mit 10 Meter oberen Durchmesser. Dabei wurde die Methfesselschule fast vollständig zerstört und die Stadtkirche stark beschädigt. Auch die umliegenden Häuser wurden in Mitleidenschaft gezogen (Fenster zersprangen, Dachziegel fielen herunten).
Hilmar Keßler wollte noch Kinder in sein Haus lassen, als er einen Splitter abbekam und schwer verletzt wurde. Er erlag in der Nacht (12.4.) seiner Verwundung.
Am Abhang des Sperlingsberges hoben die Angehörigen der Hitlerjugend und des Volkssturmes Schützenlöcher aus. Den vorrückenden amerikanischen Soldaten sollte Widerstand geleistet werden.
Der Direktor des Atomlabors (in der Mittelschule) Dr. Kurt Diebner zog sich am 10.4. (nach anderer Quelle 2 Tage früher) neben anderen Wissenschaftlern unter Mitnahme wertvollen Materials in Richtung Bayern zurück. Auch der Koordinator für den Bau der Atomreaktoren, Prof. Walter Gerlach, der sein Büro ebenfalls in Stadtilm hatte, setzte sich ab.
Die Front rückte immer näher. Am Nachmittag des 11.4. gelang es einer deutschen Infanterie-Einheit (Nachhut) zwischen Niederwillingen und Stadtilm, den feindlichen Vormarsch für kurze Zeit zu stoppen. 2 Amerikaner wurden getötet, 3 verwundet und 20 gefangengenommen. Einige ihrer Fahrzeuge, die mit Beutestücken gefüllt waren, wie Dolche, Säbel, Abzeichen, wurden in der Stadt abgestellt. Die Gefangenen führte man in Richtung Rudolstadt ab.
In der Nacht vom 11. zum 12.4. wurde Stadtilm aus Richtung Tännreisig und Hohes Kreuz unter Artilleriebeschuß genommen. Mehrere Häuser bekamen Volltreffer ab, einige gerieten dadurch in Brand. Die Häuser der Familien Alfred (oder Bruno?) Krieger, Gustav Axt, Max Horn, Fritz Schulze und Max Gräser und die Hintergebäude des Friseur Meißner, der Familie Fritz Kirsten und andere brannten ab. Viele weitere Häuser bekamen Treffer ab.
Am Morgen des 12.4., zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr, begannen die Amerikaner in Stadtilm einzurücken, da wurden sie von der Kellerbrücke her mit Panzerabwehrwaffen beschossen. Daraufhin erwiderten sie das Feuer in Richtung Buchberg (Wilhelmshöhe).
Der Volkssturm löste sich auf, Wehrmacht und SS zogen in Richtung Rudolstadt ab. Nazibürgermeister und Ortsgruppenleiter Pg. Max Heberlein schloß sich ihnen an. Als sein Nachfolger hatte er Adelbert Hartmann eingesetzt.
Einige Gebäude brannten total ab, andere waren stark beschädigt.
Der zum Bürgermeister ernannte Adelbert Hartmann übergab am 12.4. die Stadt.
Die US-Soldaten begannen damit, Haus für Haus zu kontrollieren. Viele Leute befanden sich noch in den Luftschutzkellern. Wenn die Amerikaner verschlossene Türen vorfanden, wurden sie gewaltsam geöffnet. Einige US-Soldaten fuhren mit kleinen Autos durch die Straßen der Stadt und schossen wahllos in verschiedene Häuser.
Der Stab der US-Einheit quartierte sich im Rathaus ein. Einzelne Häuser und sogar ganze Häuserreihen mußten von der Bevölkerung ohne Mitnahme von Gegenständen geräumt werden: die gesamte Ostseite des Adolf-Hitler-Platzes, Fritz-Sauckel-Straße Nr. 1 bis 12, Teile der Oberen Marktstraße und Lindenstraße, Turnvater-Jahn-Straße, Hinterm Schloß, Am Andreasberg u.a.
Es fanden Ausweiskontrollen statt, und es bestand Ausgehverbot von 19.00 Uhr bis 8.00 Uhr (später von 18.00 Uhr bis 8.30 Uhr). Alle Waffen, Ferngläser, Radios und Fotoapparate mußten abgegeben werden.
Die Amerikaner zogen weiter, es blieben nur wenige hier. Im Rathaus wurde die Kommandantur eingerichtet.
Ein Ausschuß Stadtilmer Bürger wurde gebildet, die unter der amerikanischen Besatzung die Ordnung aufrecht erhalten sollten.
Es wurden ca. 100 Personen als Polizeihelfer (mit Armbinde aber ohne Waffen) eingesetzt. Die „Rote Schule“ diente als Wachlokal.
Der ehemalige Mitarbeiter im Atomlabor Mittelschule Stadtilm, Dr. Ernst Stuhlinger, wurde wegen seiner Englischkenntnisse als Assistent des Bürgermeisters und auch als sein Fahrer eingesetzt. Das Auto, ein DKW, hatten die Amerikaner vorher requiriert. Der Bürgermeister war auch für mehrere Nachbardörfer mit verantwortlich und mußte oft dorthin gefahren werden.
Die schwer beschädigte Methfesselschule wurde nach und nach „alle“. Die Stadtilmer holten sich, was sie benötigen: Ziegeln, Balken, Dachsparren, Dachlatten, Backsteine, Dachrinnen usw.
Adolf Hitler, Ehrenbürger Stadtilms (aber auch vieler oder sogar aller deutschen Städte) beging am 30.4. Selbstmord.
Am 7.5. unterzeichneten Generaloberst Alfred Jodl, Chef des Stabes des OKW und Genrealfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Der Waffenstillstand tritt am 9.5.1945 um 00.1 Uhr in Kraft.
Einige Wochen nach Einzug der Amerikaner in Stadtilm (möglicherweise schon am 20.4.) wurden sie von französischen Truppen abgelöst. Dr. Ernst Stuhlinger blieb, wie er sich selbst ausdrückte „mit lückenhaften“ (französischen) Sprachkenntnissen, Dolmetscher beim Bürgermeister.
Die befreiten Kriegsgefangenen (Russen, Polen, Italiener, Letten, Tschechen, Esten und Galizier), die in der Schießhalle neben dem Schützenhaus untergebracht waren, wollten eine bessere Unterkunft haben und brannten deshalb am 17.5. das Gebäude ab. Tagsüber streiften diese „Sieger“ durch die Stadt und nahmen den Leuten die Fahrräder ab.
Die Besatzungsmacht wechselte am 1.6. erneut. Die Franzosen (oder Belgier) übergaben wieder an die Amerikaner, die sich hauptsächlich am Markt und in die Obere Marktstraße einquartierten.
Ein schreckliches Gerücht machte die Runde: „Die Russen werden Thüringen besetzen!“ Die Leute hatten große Angst davor.
Ein untrügliches Zeichen für den Wahrheitsgehalt dieses Gerüchts war die Tatsache, daß die Amerikaner in den Betrieben wertvolle Maschinen und Anlagen demontierten und wegschafften.
Ab 4.7.1945, um 0.00 Uhr, war Stadtilm Bestandteil der Sowjetischen Besatzungszone. Die Sowjetarmee rückte ein.
Neuer Bürgermeister wurde Christian Mocigamba.
Jeden Tag passierten sowjetische Truppenteile Stadtilm. Es handelte sich vor allem um Wagen mit Pferden. Sie führten auch beschlagnahmte Kühe mit.
Ausschreitungen und Vergewaltigungen kamen vor.
Am 5.7. wurde auf dem Markt, unmittelbar neben dem Methfesseldenkmal, ein verunglückter sowjetischer Soldat mit militärischen Ehren beerdigt. Eine Militärkapelle spielte und ein dreifaches Salut übers Grab wurde geschossen.
Am gleichen Tag eröffneten wieder die Schulen.
Seit 28.8. arbeitete die Post wieder, allerdings wurden nur Briefe angenommen, die innerhalb der sowjetischen Besatzungszone zuzustellen waren.
Die Angst in der Bevölkerung vor den „Russen“ ließ allmählich nach. In Stadtilm befanden sich damals etwa 20 Mann, die im Amtsgericht wohnten. Zwei Frauen machten dort sauber, aber das Kochen erledigten sie selbst für sich. Die Besatzer gingen ohne Waffen aus dem Haus und trugen rote Armbinden mit den Buchstaben K H (Das „H“ ist natürlich das russische „N“).
Der erste Betrieb des Kreises Arnstadt, der in Volkseigentum überging, war die Saline in Oberilm. Ihr folgten Lederwerk und Gelatinefabrik.
Gerhard Hoffmann (* 11.6.1913) begann das völlig vernachlässigte Heimatmuseum gemeinsam mit seiner Ehefrau wieder herzurichten.
Das auf dem Buchberg stehende Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurde abgerissen.

1946
Der Volkschor Stadtilm wurde unter der Leitung von Egon Völker gegründet.
Bürgermeister Christian Mocigamba war schwer lungenkrank und lag im Krankenhaus Bad Berka. Aus diesem Grund wurde Paul Herbst, SED (ehemals war er SPD-Mitglied), zum Bürgermeister von Stadtilm gewählt.

1947
Der sowjetische Militärkommandant von Arnstadt, Hauptmann Baranow, beanstandete das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Friedhof in Stadtilm, weil dort militaristische Symbole (Stahlhelm, Eisernes Kreuz, Schwert und eine Inschrift militaristischer Art) vorhanden sei und verlangte die Beseitigung dieser Symbole. Was dann auch geschah.
Die in Stadtilm stationierten sowjetischen Soldaten zogen ab.
Die Ruine der Methfesselschule (was noch davon übrig war) wurde abgetragen.
Am 26.4. unterschrieb der „Regierungsbeauftragte zur technischen Durchführung der Bodenreform“ Richter den Befehl zum Abbruch von 13 Gutswohnhäusern (Rittergüter), darunter das von Stadtilm.

1948
Aus dem Sportplatz (Flatsch) wurden Schrebergärten gemacht.
Hermann Baumbach starb am 16.5. (1. Pfingstfeiertag) als Politischer Häftling in Buchenwald an Tuberkulose.
Die „Lederfabrik A. Th. Meißner“ (Roßgerberei) wurde in Volkseigentum überführt. Treuhänder der Firma wurde der Arbeiter Bloßfeld.
Als Reaktion auf die Währungsreform in den 3 Westzonen vom 21.6.1948 (in Groß-Berlin am 24.6.1948) wurde auch in der Sowjetische Besatzungszone am Folgetag (22.6.1948) eine Währungsumstellung durchgeführt.
Am Sonntag, dem 8.7., fand das Gregoriusfest statt. Jedes Kind bekam 1 Bratwurst, 1 Eis, 1 Brause, 1 Gebäck, 1 Brötchen und 3 Karussellfreifahrten.
Ein erneuter Geldumtausch erfolgte am 25.7. Es war lediglich das alte Geld 1: 1 in neues einzulösen. Allerdings zunächst nur bis zu 70 DM. Der Rest blieb vorläufig auf der Bank. Erst ab dem 15.8. konnte wieder jeder über sein Geld verfügen.
Am 12.11. erfolgte die Grundsteinlegung der Wilhelm-Pieck-Schule.

1949
Am 15.8. beschloß der Stadtrat ein Stadtbad auf der Walkwiese (früher Tuchmacherwiese) errichten zu lassen.

1950
Die Wilhelm-Pieck-Schule wurde am 1.5. eingeweiht.
Am 14.5. erfolgte die Beschlußfassung über die Zusammenlegung von Stadtilm mit Oberilm.
Am 1.9. begann der Unterricht in der neuen Wilhelm-Pieck-Schule. Vorher hatte der Unterricht in der „Roten Schule“ und in der „Mittelschule“ stattgefunden.
Baubeginn zur Errichtung der Landambulanz war am 3.10.
1951
Der Stadtrat beschloß, das Gregoriusfest mit dem „Tag des Kindes“ (1.6.) zusammenzulegen.

1952
Die mittlere Glocke der Stadtkirche wurde gegossen.
Es erfolgte die Aufteilung des Landes Thüringen in die drei Bezirke Erfurt, Gera, Suhl.
Das Landambulatorium wurde fertiggestellt. Der Kostenaufwand betrug 174.000 DM.
Das Gelenkwellenwerk führte erstmals ein Kinderferienlager durch.

1953
Am 3.2. erfolgte die Gründung der ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Stadtilms. Vorsitzender wurde Otto Wendt.
Am 11.11., um 20.00 Uhr, fand im Bärsaal die erste und öffentliche Sitzung des „Elferrates der Blaunasen“ statt.

1954
In der DDR wurde die Jugendweihe eingeführt.
Es erfolgte die Gründung der Stadtbibliothek.
Am 1.6. öffnete das Stadtilmer Freibad erstmals seine Pforten.
Die Ausflugsgaststätte „Bergschlößchen“ auf dem Buchberg wurde abgerissen.

1956
Im Januar gab es in Stadtilm die ersten Fernsehapparate. Es handelt sich um den Typ „Rembrandt“ FE 852 E. Familie Albin Legler, Karl-Liebknecht-Straße 36, kaufte am 16.1. als erstes ein solches Gerät. Gesendet wurde vom Inselsberg.
Am 12.1. wurde in der Lehrwerkstatt des VEB Gelenkwellenwerkes erstmals ein Polytechnischer Unterricht unter der Bezeichnung „Unterrichtstag in der Produktion (UTP)“ mit einer 9. Klasse durchgeführt.

1957
Am 1.9. erfolgte die Beschlußfassung über die Wiedereinführung des Gregoriusfestes.
Bei einer Filmvorführung im Ratskellersaal brach im Vorführraum, der sich im Turm befand, Feuer aus. Auf dem Spielplan stand der Film „7 Jahre Pech“. Eine Gefahr für die Zuschauer oder für das Gebäude war infolge der starken Turmmauern nicht gegeben. Die Stadt nahm dennoch diesen Vorfall zum Anlaß, die Spielstelle zu schließen und hier einen Versammlungsraum einzurichten.

1958
Die Berufsfeuerwehr wurde ab 1.1. aufgelöst und ab sofort von der Kommune übernommen.
Am 9.1. kaufte die Stadt von den Geschwistern Kirsten, Straße der Freundschaft, das Sportplatzgelände zum Preis von 5.181 DM.
Der erste Auftritt des neu gegründeten Spielmannszuges der FFW Stadtilm erfolgte am 1. Mai unter der Leitung des Kameraden Werner Hartung.
Am 18.5. wurde das Heimatmuseum wieder eröffnet. Es war von Herrn Dr. Roselt vom Kreismuseum Arnstadt vollkommen neu gestaltet worden.
Die Volkskammer beschloß am 28.5. die Abschaffung der Lebensmittelkarten. Es gb für alle Waren republikweit ein einheitliches Preisniveau.
Der Schwanenbrunnen wurde abgerissen und verschrottet; nur das Gänsemännchen blieb erhalten.
Die erste sozialistische Namensweihe in Stadtilm fand am 5.10. im Ratskellersaal statt. 23 Kinder erhielten vom Kreisvolkshochschuldirektor Friedrich Schneider die Weihe.
Im September erschien zum erstenmal die Betriebszeitung „Die Gelenkwelle“. Sie kostete 0,10 DM.
Die erste sozialistische Eheschließung fand am 19.12. im festlich geschmückten „Technischen Kabinett“ statt. Das Jawort gaben sich Horst Schlamann und Hella Schulze. Beide waren im Gelenkwellenwerk tätig.

1960
Wolf-Dieter Grell von Motor Stadtilm war seit 12.11. Deutscher Jugendmeister im Hallenradsport Einer-Kunstfahren (Gotha).

1961
Wolf-Dieter Grell aus Stadtilm wurde im Oktober zum 2. Mal Deutscher Jugendmeister im Einer-Kunstfahren.

1962
Zum 3. Mal hintereinander wurde Wolf-Dieter Grell am 30.9. Deutscher Jugendmeister im Einer-Kunstfahren der männlichen Jugend.
Die für den 11.11. geplante Einweihung der fertiggestellten Sprungschanze am Haunberg konnte auf Grund der Maul- und Klauenseuche nicht stattfinden, da gerade zu einer solchen Veranstaltung viele Besucher zu erwarten gewesen waren.

1963
Am 13.1. fanden die Kreismeisterschaften im Spezialsprunglauf auf der neu ausgebauten Sprungschanze am Haunberg statt. Es war das dritte Mal, daß Kreismeisterschaften im Spezialsprunglauf ausgetragen wurden. 32 Springer waren am Start.
Am 25.1. brach gegen 22.45 Uhr in der Lampenfabrik Seeger (alte Meißnerschen Ziegelei) am Finkenhügel Feuer aus, welches sich zu einem Großbrand ausweitete.

1964
In der DDR wurden Postleitzahlen eingeführt. Für Stadtilm galt die 5217.
Das „Thüringer Geigenwunder“ Rudi Arnold gab in seiner Vaterstadt Stadtilm am Mittwoch, dem 23.9., ein Konzert.

1966
Der ehemalige Stadtilmer Günter Gerhard wurde Weltmeister im Fallschirmsport.

1968
Der Stadtilmer Schüler Jörg Blaßfeld wurde „Deutscher Meister der DDR“ im Rad-Einerkunstfahren.

1969
Am 25.2. erfolgte die Neugründung des Volkschores Stadtilm unter der Leitung des Dirigenten Günther Lerz.

1970
Am 1.1. wurde die „Gemeinsame Pflanzenproduktion“ der LPG gegründet. Ihr traten bei:

  • Stadtilm
  • Singen
  • Gösselborn
  • Griesheim
  • Dörnfeld
  • Cottendorf
  • Traßdorf
  • Niederwillingen

Die Gesamtnutzfläche betrug 3112 ha; Leiter wurde Harald Limprecht aus Oberwillingen.
Am 5.1. erfolgte die Einweihung des neu erbauten Schulgebäudes Polytechnische Oberschule II Stadtilm (sie bekam später den Namen „Otto-Grotewohl-Oberschule“). Direktor: Kurt Burgold.

1971
Am 21.4. erfolgte die Namengebung der Polytechnischen Oberschule II: „Otto-Grotewohl-Schule“ (OGS). Direktor war Kurt Burgold, Stellv. Harald Göpfert.

1972
Anfang des Jahres kamen ca. 100 polnische Kollegen für 1½ Jahre nach Stadtilm, um im Gelenkwellenwerk zu arbeiten.

1974
Für den Wohnungsbau (48 WE) wurden am 30.3. in der Turnvater-Jahn-Straße die Gärten beseitigt und Bäume gefällt.

1975
Die Planierungsarbeiten für den Wohnungsbau Turnvater-Jahn-Straße 9-14 begannen am 23.4.
Am 31.7. beschloß der Kreistag Arnstadt, die zu Niederwillingen gehörenden Ortsteile Hohes Kreuz und Morgenleite der Stadt Stadtilm einzugemeinden.

1976
Am 7.5., dem Vortag des „Tages der Befreiung“, wurde das Ehrenmal für die Opfer des Faschismus festlich enthüllt.
Am 11.5. erfolgte vorfristig die Übergabe der Turnhalle an die Schulen und Sportgemeinschaften. Eigentlich sollte sie planmäßig zum IX. Parteitag (18. bis 22. 5.1976) übergeben werden.
Mit Wirkung vom 14. 5. bildete sich der „Gemeindeverband Stadtilm“, dem folgende Orte angehörten:

  • Stadtilm
  • Niederwillingen
  • Dienstedt-Hettstedt
  • Dörnfeld
  • Ehrenstein
  • Geilsdorf
  • Gösselborn
  • Griesheim
  • Großliebringen
  • Nahwinden
  • Singen
  • Traßdorf

Der Kindergarten I in Stadtilm bekam am 1.6. den Namen „Friedrich Fröbel“.
Die Wohnblocks 9-14 in der Turnvater-Jahn-Straße waren im August fertiggestellt (48 WE).

1977
Ab 1.1. erhielten alle vollbeschäftigten Frauen, die über 40 Jahre alt waren, einen bezahlten Hausarbeitstag pro Monat.

1980
Im Februar kamen 71 vietnamesische Werktätige nach Stadtilm, die im VEB Gelenkwellenwerk in Zweijahreslehrgängen zu Facharbeitern ausgebildet wurden und danach noch weitere 2 Jahre hier arbeiten sollten. Die erste Gruppe reiste am 15.2. an. Im März kam eine zweite und eine dritte Gruppe hinzu, so daß später bis zu 114 vietnamesische Werktätige, darunter auch einige Frauen und Mädchen, im Wohnheim untergebracht waren.

1981
Die große Glocke der Stadtkirche wurde gegossen. Sie war 27 Zentner schwer.
Auch für die Kirche zu Oberilm wurde eine zweite Bronzeglocke beschafft und geweiht. Ihre Aufschrift lautete:
– HERR BLEIBE BEI UNS –
Ein Hochwasser am 10. und 11.8. richtete enorme Schäden an. Besonders stark betroffen waren Lederwerk, Gelenkwellenwerk, Ambulanz und das Wohngebiet Oberilm.

1985
Der neue Busbahnhof an der Kastanienallee wurde am 1.10. (nach anderer Quelle am 15.10.) seiner Bestimmung übergeben.

1989
In der Kreisstadt Arnstadt kam es, wie in der ganzen Republik, am 7. und 8. 10. zu Demonstrationen.
Am 18.10. trat Erich Honecker zurück, Egon Krenz wurde Vorsitzender des Staatsrats. Bis zu den Wahlen wurde eine Regierung unter Hans Modrow gebildet.
In Stadtilm kam es am 10.12. zu einer Schweigedemonstration: Treffpunkt Markt, dann Straße der Freundschaft – Erfurter Straße – Dimitroff-Straße – Straße der Einheit – Viadukt – Uferstraße – Feldstraße – Lindenstraße – Karl-Liebknecht-Straße – Markt.
Das Neue Forum formierte sich um Susanne Schulze, Peter Sippel und Peer Schulze.

1990
Im Januar wurden die Pionier- und FDJ-Organisationen in den Schulen aufgelöst, die Zensuren in der 1. Klasse abgeschafft.
Am 25.1. erfolgte in der DDR für die Schulen die Einführung der „5-Tage-Unterrichtswoche“.
Das „Neue Forum“ organisierte für den 28.1. eine Demonstration mit anschließender Kundgebung auf dem Markt.
Am 12.2. wurde im Turmzimmer des Rathauses der SPD-Ortsverein Stadtilm gegründet.
Am 22.3. gründeten Stadtilmer Bürger die „Vereinigung Stadtilmer Bürger“.
In den Monaten Februar, März, April fanden auf Initiative des „Neuen Forums“ Sitzungen eines „Runden Tisches“ statt.
Neben dem „Neuen Forum“ nahmen teil: Vertreter von CDU, LDPD, SPD, DBD, NDPD, der katholischen und evangelischen Kirche und des Rates der Stadt.
Es wurden kommunale Probleme erörtert und mehr Demokratie gefordert.
Im Mai wurde das Kino in Stadtilm „Stern-Lichtspiele“ mit hohem Aufwand rekonstruiert. Es erhielt zwei neue hochmoderne Filmprojektoren mit Vakuum-Lichtwurflampen, die Heizungsanlage wurde erneuert und die Klappsitze bekamen eine bequeme Polsterung. Die Eintrittspreise lagen bei 0,85 M bis 2,05 M für Erwachsene. Kinder zahlten bei Kindervorstellungen 0,25 M.
Kommunalwahlen fanden am 6.5. statt.
Die Ergebnisse für Stadtilm:

CDU = 38,40 %
SPD = 36,49 %
BFD = 5,74 %
VSB e.V.= 5,32 %
PDS = 4,75 %
NeuesFor.= 4,18%
DFD = 3,15 %
DBD = 1,70 %
DA = 0,28 %
= 12 Sitze
= 11 Sitze
= 2 Sitze
= 2 Sitze
= 1 Sitz
= 1 Sitz
= 1 Sitz
= —
= —

Am 4.6. erfolgte die Bürgermeisterwahl. Edmund Opelt wurde mit 26 von 30 Stimmen, bei einer Enthaltung und 3 Gegenstimmen gewählt. Erster Beisitzer war Peter Kromer.
Seit 5.6. gab es, nach vielen Jahren, die ersten Arbeitslosen in unserer Stadt.
Am 1.7. wurde in Neustadt bei Coburg das Abkommen der Regierung der DDR und der Regierung der BRD über die Aufhebung der Personenkontrollen an den innerdeutschen Grenzen und an der Grenze zu Berlin (West) unterzeichnet. Dieses Abkommen trat sofort in Kraft.
Am 1.7. erfolgte die Währungsumstellung. (Währungsunion der DDR mit der BRD).
Eine Preiserhöhung ungeahnten Ausmaßes für die DDR-Bürger war die Folge.
Der Preis für das Schulessen z. B. erhöhte sich schlagartig von 0,55 Mark (Ost) auf 2,00 DM (West). Die Kino-Eintrittskarte kostete jetzt 4,00 DM (West) statt bisher 0,85 M (Ost).
Das Stadtilmer Filmtheater „Sternlichtspiele“ wurde für immer geschlossen. Die letzte Filmvorführung fand am 16.8.1990 statt. Es war der Film „Ein Teddybär im Wilden Westen“.
Am 31.8. wurde der Vertrag unterzeichnet, der den Beitritt der DDR zur BRD am 3.10. regelte (Einigungsvertrag).
Die Arbeitsverträge mit den Vietnamesischen Werktätigen im Gelenkwellenwerk Stadtilm GmbH wurden im September (bis auf sechs Ausnahmen) aufgelöst.
Die beiden deutschen Staaten sind mit Wirkung vom 3.10. wieder vereint.
An diesem Tag wurde die Städtepartnerschaft zwischen Stadtilm und Wetter/Ruhr abgeschlossen.
Am 6.11. wurden in der Gelenkwellen GmbH 112 Gelenkwellenwerker in den Vorruhestand verabschiedet.
Die Zeitung der Firma „Gelenkwellenwerk Stadtilm GmbH“, „Die Gelenkwelle“, erschien im Dezember, nach 32 Jahren, zum letzten Mal.
Nach dem Umbau der Sternlichtspiele eröffnete dort am 28.12. die Disco „Malibu“. Neben Spielautomaten und Billard wurde Disco-Tanz angeboten. Auch Frauen-Schlamm-Ringkämpfe standen auf dem Veranstaltungsplan.

1991
Am 23.3. bekam die Polytechnische Oberschule I, Stadtilm („Wilhelm Pieck“) den Namen „Albert-Methfessel-Schule“.
Die Umstellung von Stadtgas auf Erdgas wurde in 3 Etappen durchgeführt, vom 14.10. bis 1.11.

1992
Die alte Apotheke am Markt wurde nach fast 300 Jahren geschlossen.
Die Gründung des „Gemischten Chores Stadtilm“ als Teil der Kreismusikschule Arnstadt erfolgte am 18.3.
Ein Großbrand am 25.7., gegen 5.30 Uhr, in der Tanzdiskothek „Malibu“ (ehemalige „Stern-Lichtspiele“) vernichtete das Gebäude fast vollständig. Der Schaden betrug mehr als eine Million DM. Als Brandursache wurde von einer defekten elektrischen Leitung ausgegangen, die zu einem Schwelbrand und dann zu einem offenen Feuer geführt haben soll.
Am 19.9. erfolgte die Einweihung der Sportanlage „Hinterm Schloß“.
Der neue AWO-Club in der Straße der Einheit wurde am 2.11. übergeben.
Die letzte Konsum-Verkaufsstelle Haushaltwaren, Straße der Einheit (Döhler), schloß am 15.12.

1993
Die „Kreuzung Gelbe“ war am 30.4. nach einer Bauzeit von einem Jahr fertiggestellt. Die Eröffnung erfolgte am 3.5. Der Stadtmauerdurchgang war noch im Bau.
Anfang Mai wurde der erste Parkautomat Stadtilms auf dem Marktplatz aufgestellt.
Am 27.5. wurde die Bibliothek in den neu eingerichteten Räumen in der Straße der Einheit 3 eröffnet (nach dem Umzug aus der Bahnhofstraße).
Im Mai und Juni erfolgte der Bau einer Behelfsbrücke, dann der Abriß der Kellerbrücke. Es wurde begonnen, die Kellerbrücke neu zu errichten.
Am 10.6. wurden bei Trockenlegungsarbeiten an den Fundamenten des Rathauses ein Spitzbogen und ein zweites Fundament entdeckt. Bei den Schachtungen am Ostflügel des Rathauses wurde eine mittelalterliche Heizungsanlage freigelegt (historischer Steinofen).
Ab 1.7. gelten in ganz Deutschland neue Postleitzahlen. Stadtilm, Oberilm und umliegende Dörfer bekamen die 99326 (vorher, seit 1964 hatte Stadtilm die 5217, in der Übergangszeit seit der Wiedervereinigung die 0-5217). Eigenartigerweise bekam der Ort Hohes Kreuz die 99310, wie Arnstadt, was bekanntlich 10 km entfernt liegt.
Die Antennengemeinschaft Stadtilm sendete ab 28.8. lokalen Fernsehtext.
Zur 725-Jahrfeier Stadtilms fand eine Festwoche vom 28.8 bis 4.9. statt.

1994
Die Bürger des Hohen Kreuz entschieden sich in einer Abstimmung darüber, ob ihr kleiner Ort weiterhin zu Stadtilm oder, wie früher, wieder zu Niederwillingen gehören soll. Das Ergebnis lautete: 12:10 Stimmen für den Anschluß an Niederwillingen. Hohes Kreuz gehört damit seit 1.1.1994 wieder zu Niederwillingen.
Die Vorarbeiten für den Grundschulneubau begannen am 5.1. mit dem Beseitigen der Bäume, die auf dem Bauplatz standen.
Der erste Spatenstich für den Grundschulneubau erfolgte am 13.1. durch den Landrat Dr. Lutz-Rainer Senglaub.
Am 13.4. wurde um 3.30 Uhr Hochwasser-Katastrophenalarm ausgelöst. Gegen 15.00 Uhr hatte die Ilm ihren höchsten Pegel erreicht. Straßen und Wohngebiete, besonders in Oberilm (Uferstraße, Feldstraße) standen unter Wasser. Nach dem Rückgang des Ilmpegels am 14.4. begannen die Aufräumungsarbeiten. Der Gesamtschaden wurde auf 1,5 Millionen DM geschätzt.
Am 16.5. erfolgte die Freigabe der neu erbauten Kellerbrücke für den Verkehr. Eine feierliche Übergabe fand später statt.
Am 30.6. wurde der Patenschaftsvertrag zwischen Stadtilm und der 1. Kompanie des Erfurter Instandsetzungsbataillons 131 der Bundeswehr abgeschlossen.
Die neu erbaute Kellerbrücke wurde am 15.7. feierlich übergeben.
Am 1.9. wurde Richtfest für den Rohbau der Grundschule begangen.
Eine Radtour von Erfurt, Löberfeld-Kaserne, nach Stadtilm fand am 28.9. (Start 13.00 Uhr) unter Federführung des Instandsetzungsbataillons 131 statt. An dieser „Regenbogentour“ nahmen rund 200 Radler teil. Als Startgeld wurden 20,00 DM erbeten. Der Erlös sollte der Kinderkrebsstation der Medizinischen Akademie Erfurt zugute kommen.

1995
Der Verein „Gemeinschaftsantenne Stadtilm e.V.“ wurde am 23.1. unter der Nummer 302 ins Vereinsregister beim Amtsgericht Arnstadt eingetragen.
Die „Regenbogentour 95“ wurde durchgeführt am 10.5. von Stadtilm (Marktplatz, 15.00 Uhr) nach Erfurt (Zeppelinstraße 18, Löberfeld-Kaserne). Wieder war ein Spendenbeitrag von 20,00 DM pro Teilnehmer erbeten.
Die feierliche Übergabe der Grundschule durch den Landrat, Dr. Lutz-Rainer Senglaub, erfolgte am 1.8.
Am Witzlebener Weg vollzogen am 10.8. Bürgermeister Joachim Günsel, Landrat Dr. Lutz-Rainer Senglaub und Ursula Heunemann den ersten Spatenstich. Hier sollte ein Wohngebiet mit 178 Mietwohnungen entstehen.
Mit Stichtag vom 1.9. hatte der Amtsbezirk Arnstadt 19 % Arbeitslose. Das war aber nicht alles: Es kamen noch einmal so viele hinzu, die vorübergehend eine ABM-Stelle hatten oder an Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen teilnahmen.
Mehr als 160 Wanderlustige aus ganz Deutschland kamen am Sonnabend, dem 23.9., zum 1. Internationalen Wandertag, den der Wanderverein Stadtilm organisierte, nach Stadtilm und machten sich auf die zehn und zwanzig Kilometer langen Wanderstrecken. Gekommen war auch der 82-jährige Franz Meyer aus Berlin-Lichtenrade, der in sieben Jahren fast 10.000 Kilometer durch ganz Europa gewandert war.
Am 27.9. übergab Bürgermeister Günsel im Beisein des Patenbataillons (Instandsetzungsbataillon 131, Erfurt) auf dem Stadtilmer Friedhof feierlich das Denkmal für die Opfer des XX. Jahrhunderts an den Reichsbund.

1997
Die diesjährige Regenbogentour startete am 10.5., um 11.00 Uhr. Kurz vor dem Startschuß kam es zu einer zufälligen Begegnung mit der „Goethe-Tour“.

1998
Am 1.8. trat die Rechtschreibreform in Kraft. Verbindlich sollte sie ab 2005 werden.
Die neu gegründete Schachgemeinschaft Blau-Weiß Stadtilm e. V. wurde mit Wirkung vom 15.10. als „ordentliches Mitglied“ in den „Landessportbund Thüringen e.V.“ aufgenommen.