1750 – 1899

Dieser Artikel wurde zuletzt am 26.Mai 2015 aktualisiert.

um 1750
Stadtilm war vorübergehend Garnisonsstadt schwarzburgisch-rudolstädter Truppen.

1776 – 1831
Goethe reiste in dieser Zeit insgesamt 27 Mal nach Ilmenau und nahm in den allermeisten Fällen den Weg über Stadtilm.

1780
Am 1.8.. um 10.15 Uhr, brach in einem kleinen Haus in der unteren Gasse (Erfurter Straße) Feuer aus, das schnell um sich griff. Innerhalb weniger Stunden wurden von den 322 vorhandenen Wohnhäusern 172 und ihre Nebengebäude vernichtet. Auch die Stadtkirche und das um 1625 aus dem verfallenen Kloster neu erbaute Schloß (mit Ausnahme der Krypta und des Turmes) fielen den Flammen zum Opfer (nach anderen Quellen wurden von 312 Häuser 173 zerstört). Auch die beiden Schulen, die Knabenschule, gegenüber dem Westportal der Stadtkirche und die Mädchenschule in der Holzgasse wurden ein Raub der Flammen.
Nach dem Brand wurde eine Frau vermißt, drei Personen waren verletzt. Mehr als 200 Familien waren obdachlos und ihrer Habe beraubt.

1783
Am 30.6. wurden zwei neue Glocken (mittlere und kleine) aus Rudolstadt geholt (Glockengießer Meyer hatte sie aus dem Metall der beim Großen Brand geschmolzenen Glocken gegossen). Der Einbau erfolgte am 5.7.
Das anschließende Probe-Glockenläuten, von 15.00 Uhr bis zum nächsten Tag um 5.00 Uhr, also 14 Stunden lang, ging als das „längste Glockenläuten in Stadtilm“ in die Geschichte der Stadt ein.
Am 15.12. wurde die „Neue Schule“ (später „Methfesselschule“) unter Teilnahme des regierenden Fürsten Ludwig Günther von Schwarzburg-Rudolstadt eingeweiht.

1785
Der Liederkomponist Albert (richtig: Johann Albrecht Gottlieb) Methfessel wurde am 6.10. in Stadtilm geboren. Er wurde getauft in der Schloßkapelle, dem späteren Heimatmuseum Stadtilms.

1792
Friedrich Fröbel zog am 1. Advent als 10-jähriger von Oberweißbach zu seinem Onkel nach Stadtilm (später: Friedrich-Fröbel-Straße Nr. 11) und blieb bis 1796 hier.

1803
Stadtilm hatte 1901 Einwohner und besaß 315 Häuser.

1810
Albert Methfessel ging als Kammersänger nach Rudolstadt und blieb dort bis 1823.

1813
Goethe schrieb in Stadtilm das Gedicht „Gefunden“ („Ich ging im Walde so für mich hin…“) und schickte es am 16.8. (nach anderer Quelle am 26.8.) von Stadtilm aus an seine Ehegattin Christiane.

1817
Johann Wolfgang von Goethe übernachtete am 27.8. in Stadtilm, um am nächsten Tag nach Paulinzella weiterzureisen, wo er dann seinen 68. Geburtstag begeht.

1828
Zu Himmelfahrt erfolgte erstmals der Ausschank des Stadtilmer Lagerbieres.

1848
Am 13.3. wurde in Stadtilm eine Bürgerwehr gebildet, die 410 Mann zählte. 100 Mann waren mit Militärgewehren, die übrigen mit Jagdflinten bewaffnet. Exerziert wurde auf dem „Flatsch“.
Die Stadtilmer Bürgerwehr zog am 3.5. gegen die Gräfinauer, die eine bewaffnete Demonstration gegen die fürstliche Regierung und den Landtag beabsichtigt hatten.

1863
Ein noch nicht genehmigter Wollmarkt fand am 20. und 21.6. in Stadtilm statt.

1864
Mit Kaufvertrag vom 2.2. ging das Schloß in den Besitz des Stadtrates Stadtilm über.

1866
Die auf dem Buchberg im Kanonenhäuschen befindliche Lärmkanone, welche bei Feuersgefahr abzufeuern war, zersprang bei einem Schießen am 4.7.

1869
Am 23.3. starb Albert Methfessel in Heckenbeck.

1880
Stadtilm hatte 3107 Einwohner.
Der aus Stadtilm stammende in Erfurt lebende Kaufmann Friedrich Karl (auch: Carl geschrieben) Eckoldt schenkte seiner Vaterstadt einen Brunnen. Die Vorbereitungen zum Bau begannen damit, daß der Stadtrat den alten Brunnentrog am Brauhausbrunnen „einreißen und wegschaffen“ ließ.

1881
Karl Eckoldt, der Stifter des Eckoldtbrunnens, wurde zum Ehrenbürger von Stadtilm ernannt.

1885
Am 28.6. wurde das Methfesseldenkmal feierlich enthüllt und geweiht. Die Enthüllung war mit einem großen Sängerfest verbunden, zu dem 860 auswärtige Sänger, die 36 Vereinen angehörten, gekommen waren.
Im Juli organisierten die Stadtilmer Hutmacher den ersten Streik in der Stadt. Sie forderten einen Pfennig Lohnerhöhung pro Stunde von 17 auf 18 Pfennige. Der Streik hatte keinen Erfolg.

1886
Eigentlich sollte das Jahr 1886 den Weltuntergang bringen, wie es nach einer alten Prophezeiung des Nostradamus, der um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Paris gelebt hatte und wegen seiner Gestirnkunde hochgeschätzt war. Seine Weissagung lautet: Wenn der Karfreitag auf Georg (23. April), der Ostersonntag auf Marcus (25. April) und Fronleichnam auf Johannes den Täufer (24. Juni) fallen, dann wird das Ende der Welt kommen. In diesem Jahr fielen die Feste wie angegeben, und nichts ist passiert!

1890
Am 24.11. trat die Ilm über ihre Ufer. Das gesamte Ilmtal glich einem See. Der Hochwasserstand an der Kellerbrücke betrug 2,50 Meter (vom Ilmbett aus gerechnet).
Stadtilm hatte mit Stichtag vom 2.12. genau 3056 Einwohner.

1891
Der Bahnbau begann. Der erste Spatenstich im Deubetal erfolgte am 17.9. Am 3.12. war Grundsteinlegung für den Viadukt. Den Zuschlag für die Errichtung dieses Bauwerkes hatte die Firma Mestwarb & Greiner aus Hannover bekommen.

1893
Die Schlußsteinlegung am Viadukt erfolgte am 28.6. unter Anwesenheit des Fürstenpaares von Schwarzburg-Rudolstadt und weiteren Ehrengästen. In der Kapsel waren Urkunden zur Vorgeschichte des Bahnbaues, zu den Kosten, der Bauzeit, ein Satz gültiger Münzen und Briefmarken, ein Maßstab, die aktuelle Nummer der Landeszeitung und eine Festnummer des „Stadtilmer Anzeigers“ eingelegt.

1894
Am 18.6. erfolgte die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Arnstadt-Stadtilm (15,850 km).

1895
Die Landespolizeiliche Abnahme der Eisenbahnstrecke Stadtilm – Saalfeld (31,960 km) fand am 13. und 14. 11. statt. Die Eröffnung der Strecke erfolgte am 2.12. Der erste offizielle Zug nach Saalfeld fuhr 7.17 Uhr von Stadtilm ab, der offizielle geschmückte Festzug jedoch erst um 12.10 Uhr, von Arnstadt kommend. Alle Unterwegsbahnhöfe waren festlich geschmückt.
Am gleichen Tag verließ um 9.15 Uhr die letzte Pferdepost nach Rudolstadt leer unser Stadtilm.

1896
Die Stadtilmer Porzellanfabrik, als Filiale der Ilmenauer Porzellanfabrik Aktiengesellschaft (1777-1921), wird gegründet und bis 1917 betrieben

1897
Am 13.10. brach im ehemaligen Schloß zu Stadtilm Feuer aus. Das Gebäude brannte ab.

1899
Bis 1903 wurde die Stadtkirche umfassend renoviert. Dabei erhielten die Turmhelme die ehemalige Form und Höhe (42 Meter) zurück. Aus stilistischen Gründen entfernte man die im 17. Jahrhundert angelegte Verbindung zwischen den beiden Türmen, die als „die höchste Brücke Thüringens“, eines der „sieben Wunder“ unserer Stadt darstellte.
Die Gebrüder Müller aus Vieselbach, die die Schloßruine für 18.000 Mark von Herrn Martini gekauft hatten, begannen mit dem Wiederaufbau.
Stadtilm erhielt eine Fernsprechleitung.