Die Entstehung der Wilhelmshöhe

Gasthaus Wilhelmshöhe um 1900

Im Stadtilmer Anzeiger vom 16.7.1924 kann man über die Entstehung der Wilhelmshöhe folgenden Artikel lesen:
Der Buchberg, welcher im Jahre 1870 noch sehr kahl und öde war, jedoch schon mit einigermaßen gangbaren Wegen versehen, war schon früher das Ziel der Spaziergänger. Doch war es immer eine einseitige Sache, wenn keine Einkehrgelegenheit vorhanden war. Deshalb kam der damalige Wirt vom „Grünen Kranz“, Herr August Müller, mit seinen Söhnen auf den Gedanken, ein kleines Häuschen auf dem Buchberg zu erbauen und zwar am Ende des steilen Weges, wo sich eine große Steinritsche mit einer Esche befand. Dies erwarb derselbe für billiges Geld. Deshalb das Sprichwort: „Hier ist gut sein, hier laß uns eine Hütte bauen!“ Gesagt – getan! Als nun dieses Häuschen fertig war, da wurde auch noch ein Keller gegraben. Zu dieser Arbeit hatten sich öfters Jungens zur Hilfe eingefunden, welche nun fleißig mit hackten, pickten und den Schutt mit der Berre wegschafften zu Terrassenbauten. Der ehemalige Müller sagte: „Jungens helft nur fleißig mit, das ist für Euch später, wenn ich mal nicht mehr lebe eine gute Erinnerung!“ Diese Jungens waren die jetzigen Herrn Rudolf Zapf, Hilmar Petersilge, Karl Knauf, Adolf Hoffmann, Bernhard Scholl, Otto Krähmer u.v.a. Zu dieser gab es nun auch schon öfters Biergelage, jedoch bewies sich nach kurzer Zeit, daß das Häuschen zu klein war, und es mußte größer gebaut werden. Im Jahre 1874 in der Heidelbeerernte wurde es eingeweiht und getauft „Wilhelmshöhe“ zu Ehren Kaiser Wilhelm I. Zu dieser Einweihung wurde veranstaltet: Sackhüpfen, Heidelbeerkuchenessen, Stangenklettern und Graskönigsfest, welches wohl noch vielen Leuten in Erinnerung ist usw. Die Einwohner Stadtilms waren sehr dankbar, und Kind und Kegel, Mann und Frau zogen zur „Wilhelmshöhe“.

Jedoch kam nun nach kurzer Zeit der übliche Geschäftsneid, wie es immer der Fall ist, und ein Jahr später wurde das „Bergschlößchen“ gebaut.

waldschloeschen

Nun waren alle Geschäfte nur zur Hälfte, es kamen Schwankungen vor und im Jahre 1893 ging die „Wilhelmshöhe“ (erbteilshalber) käuflich in den Besitz der Schloßbrauerei Martini und 1897 in den Besitz der Brauerei von Gebr. Schulze über. Zu diesen Zeiten waren nur Bierpächter darin und siehe da, die Wirtschaft ging wegen Unrentabilität ein. Volle 8 Jahre stand nun die schön gelegene „Wilhelmshöhe“, dem Verfall nahe, zur Schande da. 1912 wurden die Nachfolger der Schulzischen Brauerei polizeilich bei 150 Mk. Strafe aufgefordert, entweder die Wilhelmshöhe auszubauen oder wegzureißen. Daraufhin gab sich die derzeitige Besitzerin alle Mühe, selbige zu verkaufen, jedoch es fand sich niemand dazu. 1913 ging sie durch Kauf in den Besitz von Herrn Gastwirt August Dietzel über, wurde sofort renoviert und am 1. April 1914 der Betrieb wieder eröffnet, am 20. Juli d. J. (1924) feiert nun die „Wilhelmshöhe“ ihr 50-jähriges Jubiläum. Zu diesem Tage werden alle, alt und jung eingeladen, dem Fest beizuwohnen und unser schöner Buchberg wird für jeden Stadtilmer eine schöne Jugenderinnerung sein. Viele Städte beneiden Stadtilm um ihn. Darum: „Warum in die Ferne schweifen, sieh‘ das Gute liegt so nah!“

Dieser Artikel wurde zuletzt am 4.März 2015 aktualisiert.